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importierte Tee chá genannt, angelehnt an den Klang des kantonesischen Wortes für
das Heißgetränk. Man vergesse den Gedanken, der Tee sei durch die Engländer eta-
bliert worden. Wie auch beim Portwein handelt es sich um einen portugiesischen Bei-
trag zur Zivilisation Europas.
Es wird erzählt, daß die portugiesische Prinzessin Dona Catarina de Bragana, als sie
im 17. Jahrhundert in das britische Königshaus einheiratete, das Ritual der teatime am
dortigen Hof einführte. Später haben dann die Engländer beim Teehandel die Ober-
hand gewonnen. Die Bedeutung des Tees auf dem Kontinent wurde bald so groß, daß
die Einfuhr der ersten Jahresernte zu einem Wettrennen geriet. Den Weltrekord hierbei
stellte 1869 Sir Lancelot auf, der seine Fracht in nur 85 Tagen von Japan nach England
verschiffte. Heute hat der Tee in Portugal seine Vormachtstellung dem Kaffee geräumt.
Für Teetrinker immerhin empfehlenswert ist der chá de limão , ein Aufguß von Zitro-
nenschalen mit heißem Wasser. Anders als die Spanier, die den Tee noch heute, für
Deutsche leicht mißverständlich, als Infusion bezeichnen, sind die Portugiesen auf die-
se Weise dem Stamm des ursprünglichen Wortes treu geblieben.
Die in Portugal gesprochene Sprache ist bis in die Gegenwart sehr formell geblieben,
in den Familien der feinen Gesellschaft siezen Kinder häufig ihre Eltern. So gibt es bei-
spielsweise ein für Ausländer nicht ganz leicht zu erlernendes ausgeklügeltes System
von Anredeformen: Frauen redet man beispielsweise mit Dona plus Vornamen an,
Männer meist mit Senhor und Nachnamen, bei sozial niedriger gestellten Personen mit
Senhor plus Vornamen, Hochschulabsolventen bestehen in der Regel auf ihrem Titel
( Senhor Doutor / Senhora Doutora etc.).
Ein weiteres sind die Höflichkeitsfloskeln: Selbst vertraute Mitmenschen bittet der
Portugiese ständig mit dem Ausspruch com licença um höfliche Erlaubnis, sei es bei
der Verabschiedung, wenn er die Tür schließt, den Telefonhörer auflegt oder falls er
auf engem Raume an jemandem vorbei möchte. Äußerst beliebt ist auch der Ausdruck
paciencia , Geduld, eine altmodische und philosophische Tugend, welche in Portugal
hochgehalten wird. Paciencia wird meist freundlich-achselzuckend im fatalistischen
Sinne von »was soll man da schon tun?« verwendet. Wie alle Sprachen hält auch das
Portugiesische kleine Tücken für den Anfänger bereit. So wird es einige Zeit dauern,
bis der bemühte Reisende aufgrund des zungengeschlagenen »r« und der verschluckten
letzten Silbe allein das Wort Danke (obrigado) so auszusprechen gelernt hat, daß er
sich auch bei der Benutzung wohl fühlt.
Darüber hinaus gibt es jene Wörter, die sich sehr ähneln, aber völlig verschiedene
Bedeutungen haben. Mir persönlich wurde bei einem kleinen Stehempfang der Univer-
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