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dem Ausbau der Häfen Puntarenas
und Puerto Limón sowie dem Bau von
Krankenhäusern und Schulen.
Projektleiter die 160 km lange Eisen-
bahnlinie von San José nach Puerto
Limón zu bauen. Dazu wurden Tau-
sende von Arbeitern aus dem karibi-
schen Raum, vorwiegend Schwarze
aus Jamaika, sowie Chinesen ins Land
geholt. Dadurch entstand das noch
heute an der atlantischen Küste vor-
herrschende Bevölkerungsgemisch.
Mit dem Bau begann man gleichzei-
tig in Puerto Limón und in Alajuela,
um die dortige Bevölkerung für das
Projekt zu gewinnen. Doch musste
man hierfür die Baumaterialien über
Puntarenas mühsam ins Hochland
schaffen, und so war der Kreditrah-
men bald ausgeschöpft, zumal aus ei-
nem 1871 geschlossenen Kredit-Ver-
trag mit einem Konsortium Londoner
Banken über 3,4 Mio. Pfund Sterling
nicht viel mehr als 1 Mio. Pfund ins
Land gelangten. Costa Rica geriet da-
mals erstmalig in finanzielle Aus-
landsabhängigkeit. Keith bot weiteres
Kapital an, verlangte aber als Gegen-
leistung die Nutzung der ferti g g estell-
ten Schienen für den Transport seiner
Bananenernte. Mit der Rodung des
Urwaldes für die Eisenbahntrasse ent-
standen weitere fruchtbare Flächen,
die zum lukrativen Bananenanbau ge-
nutzt wurden.
Unter Präsident Próspero Fernández
Oreamuno (1882-85) entwickelte sich
Minor Kooper Keith zum ungekrönten
König Zentralamerikas. 1884 bekam
er vertraglich über 300.000 Hektar un-
genutztes Land entlang der Bahn-
strecke sowie ein 99jähriges Nut-
zungsrecht für die noch nicht ferti g
g estellte Bahntrasse. Als Gegenleis-
Der Weg zur
„Bananenrepublik“ (1870 - 1900)
Nach mehreren Staatsstreichen kam
im Oktober 1870 durch einen Um-
sturz General Tomás Guardia Gutiérrez
an die Macht, Sohn einer der reichsten
Plantagenbesitzerfamilien. Im Jahre
1876 übergab er die Regierungsgewalt
an Vertrauensmänner und agierte
kurzzeitig aus dem Hintergrund, bis er
1877 wieder die Macht übernahm.
Obwohl er bis zu seinem Tode im Juli
1882 mit diktatorischen Mitteln regier-
te, gilt er als liberaler und gerechter
Politiker, dessen neue Verfassung den
Ausbau des Bildungswesens und die
Abschaffung der Todesstrafe vorsah.
Nach einer Zeit der politischen Insta-
bilität zerschlug er die Kaffeearistokra-
tie, öffnete Märkte und ebnete so den
Weg in die Demokratie.
Der stark steigende Kaffeeabsatz in
Europa steigerte auch die Produktion
im Lande und führte zu einer ungünsti-
gen Monokultur. Der Bau einer Eisen-
bahn zum Atlantikhafen Puerto Limón
war für die Kaffeehändler die optimale
Möglichkeit, ihre Ware auf direktem
Wege nach London, dem europäi-
schen Handelszentrum für das Mode-
getränk, zu verschiffen, denn immer-
hin konnte man so den Seeweg nach
Europa, der bisher von der Pazifikküs-
te um Kap Hoorn herum führte, um
rund 3 Monate verkürzen.
1871 kam der US-Amerikaner Minor
Kooper Keith nach Costa Rica, um als
 
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