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dort befindet sich das Schwarze Brett, trifft jeder jeden zum
Meinungsaustausch. Zugegeben, das muß man mögen, den Tag
- und zwar ausnahmslos - nicht mit dem Frühstück in den
eigenen vier Wänden anzufangen, sondern in einem Speisesaal.
Dennoch hat diese Institution bis jetzt alle Veränderungen im
Kibbuz überstanden. Was nichts heißen will für die Zukunft; in
den Kibbuzim sind bereits viele heilige Kühe geschlachtet
worden.
Früher war es unvorstellbar, daß Kinder in demselben Haus
wie ihre Eltern schlafen, schließlich gab es im Kinderhaus einen
Schlafsaal. Heute ist die Familie zumindest nachts zusammen.
Früher wurde noch darüber diskutiert, ob ein Fernsehgerät
angeschafft werden darf. Heute würde darüber bestenfalls
gelacht. Früher war der Kibbuznik ein Orangenpflücker in
kurzen Hosen. Heute trägt er häufig noch immer kurze Hosen,
ist aber Ingenieur und produziert Bratpfannen oder Plastik-
flaschen.
Wenn Sie also einen Arbeitsurlaub in einem Kibbuz buchen -
es könnte ja sein, daß Sie sich zu Hause nicht ausgelastet fühlen
-, sollten Sie sich vorher kundig machen, welche Arbeit Sie
erwartet, damit Sie nicht enttäuscht sind, wenn Sie Glühbirnen
in Lampen schrauben müssen, statt, wie erhofft, Obst zu ernten.
Der Wandel des Kibbuz steht zugleich für die Veränderungen
in Israel, ist Ausdruck der zunehmenden Individualisierung wie
der abnehmenden Bedeutung der Landwirtschaft. Beides gehörte
zusammen: die Landwirtschaft als Sinnbild des Urbarmachens
eines unwirtlichen Landes mit der eigenen Hände Arbeit und die
Idee, diese Aufgabe gemeinschaftlich ohne Rang- und
Standesunterschiede zu meistern, kurz: das Land zu bestellen
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