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diesem Thema auseinanderzusetzen. Wer das jedoch tun will,
nicht um der Israelis willen, sondern im eigenen Interesse, der
sollte die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem in Jerusalem
besuchen. Diese Gedenkstätte ist der Versuch, die Dimension
des Massenmordes begreifbar zu machen, jenes Verbrechens,
das sich menschlicher Vorstellungskraft entzieht.
Es gibt da ein Mahnmal für die ermordeten Kinder: Wenige
Kerzen und eine Vielzahl von Spiegeln lassen in einem dunklen
Raum den Eindruck unendlich vieler Sterne entstehen, was fast
etwas zu kunstvoll-künstlich wirkt, denn das Grauen ist real.
Von einem Tonband ertönt ein Name nach dem anderen - die
Namen der umgebrachten Kinder. Wieder nimmt die Zahl von
Millionen Toten konkrete Gestalt an. Genauso konkret sind die
in einer ständigen Ausstellung gezeigten Dokumente,
Verlautbarungen, Erlasse und Gesetze aus der Zeit des Dritten
Reiches, mit denen die Judenverfolgung organisiert wurde.
»Wie konnte das geschehen?« fragt man sich da. Was ging in
den Köpfen der Beteiligten - vom Bahnwärter bis zum KZ-
Kommandanten - vor? Hier versagt jedes Verstehen, es gibt nur
Fassungslosigkeit. Es ist einfach nicht zu begreifen, wie ein
zivilisiertes Volk mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
versuchen konnte, die Juden auszurotten: planvoll, gezielt,
gründlich und gnadenlos. Auschwitz steht für die Unfähigkeit
der Menschen zurückzuschrecken. Nach einein Besuch in Yad
Vaschem ist einem nur nach Schweigen zumute.
Doch in Yad Vaschem wird nicht nur ein furchtbares Kapitel
der Geschichte aufgezeigt, sondern auch ein Beitrag zur
Erklärung des heutigen Israel geleistet. Der Holocaust hat nicht
von Anfang an eine zentrale Rolle im israelischen
Selbstverständnis gespielt, davon legt eine zynisch anmutende
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