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Frage beredt Zeugnis ab:
»Kommen Sie aus Deutschland oder aus Überzeugung?«
mußten sich in den ersten Jahren des Staates Israel jene fragen
lassen, die dem Grauen der Konzentrationslager entkommen
waren. Für einen überzeugten Zionisten, das signalisierte diese
Frage, gab es überhaupt kein Zögern. Die Einwanderung ins
damals von Großbritannien verwaltete Palästina verstand sich
von selbst. Den aus Deutschland kommenden Juden wurde
unterstellt, daß nicht zionistische Überzeugung sie nach
Palästina brachte, sondern daß sie nur der Not gehorchend den
Weg hierher gefunden haben. Die israelische Aufbaugeneration,
die zur Zeit der Naziherrschaft in Europa damit beschäftigt war,
gegen den Widerstand der palästinensischen Bevölkerung wie
der Mandatsmacht Großbritannien in Palästina einen Staat für
die Juden zu gründen, hatte keine Mittel, den Holocaust zu
verhindern, und keine Zeit, sich die Leidensgeschichten der aus
Europa geflohenen Juden anzuhören. Zum Ideal des in Palästina
kämpfenden Juden paßte nicht das Bild vom Juden, der sich wie
das Lamm hatte zur Schlachtbank führen lassen.
Erst später, als über die Wiedergutmachung durch die
Bundesrepublik Deutschland gestritten wurde, die der
nachmalige Premierminister Menachem Begin vehement
ablehnte, und nach dem Eichmann-Prozeß von 1961 nahm der
Holocaust den zentralen Platz im Bewußtsein der Israelis ein.
Das ist eine der Widersprüchlichkeiten des israelischen Alltages:
Im gleichen Maße, in dem sich eine nahezu vollständige und
umfassende Normalisierung in den Beziehungen zwischen Israel
und Deutschland entwickelte, nahm die Bedeutung des
Holocaust für das Selbstverständnis der Israelis zu, wobei dem
Aspekt des Widerstandes der Juden großes Gewicht bei-
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