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doch trotz dieser Gemeinsamkeiten trennen sie Welten. Jeder
lebt und betet in »seinem« Jerusalem. Jerusalem ist eine Stein
gewordene Vision. Jeder projiziert sein Bild von Jerusalem auf
diese Stadt und macht sie damit exklusiv für sich, die »anderen«
scheinen nicht zu existieren. Und wenn sich die Begegnung mit
den »anderen« nicht vermeiden läßt, bedarf es genauer Regeln,
um das Nebeneinander halbwegs erträglich zu gestalten.
Die Grabeskirche ist das beste Beispiel dafür. Man muß schon
relativ glaubensstark sein, um diese Baustelle gebliebene Kirche
nicht nach einem ersten Blick kopfschüttelnd wieder zu
verlassen. Das wichtigste Heiligtum der Christen ist ein
Kampfplatz der Konfessionen, auf dem heute kein Blut mehr
fließt. Früher ging es da weniger zimperlich zu, heute gelten
selbst für Gebete festgelegte Zeiten, um Konflikte gar nicht erst
aufkommen zu lassen, wenn Syrer, Kopten, Äthiopier, Griechen,
Armenier und Lateiner beten wollen. Es spielt dabei keine Rolle,
daß mit Fug und Recht bezweifelt werden kann, ob sich das
Grab Christi wirklich dort befunden hat, wo heute Tausende in
eine kleine Kapelle drängen. Bekanntlich versetzt der Glaube
Berge.
Nein, Jerusalem ist nicht die Stadt der Zweifel, sondern der
Gewißheiten. Hier prallen Überzeugungen aufeinander und nicht
Fragen. In dieser Stadt müssen Sie wissen, wo Sie die paar
Brocken Hebräisch, auf die Sie zu Recht stolz sind, besser
wieder vergessen: im arabischen Ostteil der Stadt, aber auch im
Viertel Mea Shearim, - wo ultraorthodoxe Juden leben.
Mea Shearim liegt außerhalb der Altstadtmauern und ist die
Heimat ultraorthodoxer Juden, die in diesem Viertel unter
ärmlichen Verhältnissen leben und sich nur auf eines
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