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seiner Stadt und ihren Menschen so nahe kommt wie sonst
keiner. Die Last der Geschichte liegt auf dieser Stadt, und die
Bewohner von Jerusalem müssen sie mit sich herumtragen - das
macht das Leben nicht gerade leichter.
So klar die Vergangenheit dieser Stadt ist, so unklar ist ihre
Zukunft. Alle wollen Jerusalem: Palästinenser und Israelis,
Juden, Moslems und Christen. Und deshalb kommt diese Stadt
nicht zur Ruhe. Religiöse Fanatiker und überzeugte
Nationalisten übertönen die leisen Stimmen der Vernunft, die
von Ausgleich und friedlichem Miteinander reden. Doch das,
was die Faszination von Jerusalem ausmacht, nämlich die
Kontraste, macht auch ihre Probleme aus. Alles liegt so nahe
beieinander, und alle sind davon überzeugt, daß nur sie recht
haben. Dieser Zusammenstoß der Kulturen und Religionen ist an
der dritten Station der Via Dolorosa in der Altstadt jeden Freitag
Realität. An dieser Ecke kreuzen sich die Wege von Juden,
Christen und Moslems. Der Leidensweg Christi stößt dort mit
der Straße oder, besser: Gasse zusammen, die vom Damaskustor
zum Tempelberg führt.
Zu Ostern, das oft mit dem jüdischen Pessachfest zusammen-
fällt, ist am Karfreitag um die Mittagszeit das Gedränge am
größten. Dann kommen sich alle viel näher, als ihnen lieb ist:
kamerabehängte Touristen in T-Shirts treffen auf christliche
Pilger, die in tiefer Andacht betend oder singend die Via
Dolorosa entlangziehen, schwarzgewandete orthodoxe Juden
eilen in Richtung Klagemauer, und Moslems mit der
schwarzweißgemusterten Keffijeh auf dem Kopf sind in dieselbe
Richtung unterwegs, nämlich zum Freitagsgebet auf dem
Tempelberg oberhalb der Klagemauer, wo die Al Aksa-Moschee
steht. Alle wollen beten, alle wollen ihrem Gott näherkommen,
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