Travel Reference
In-Depth Information
die Palästinenser aus ökonomischen Gründen keine Chance
haben. Mit »Handy« und vom Cabrio aus verwalten die jungen
Reichen, häufig Söhne und Töchter von Eltern, deren Besitz -
seien es alteingesessene Firmen oder Grundbesitz, wie Häuser
und Wohnungen - oder das in der in jüngster Zeit schnell
wachsenden israelischen Wirtschaft selbst erarbeitete
Vermögen. Wer Geld und gute Nerven hat, spekuliert an der
Börse. Börsengewinne nämlich werden in Israel nicht besteuert.
Eine eigentlich »linke« Regierung unter Führung der
Arbeitspartei, die schließlich zur Sozialistischen Internationale
gehört, hat Anfang der neunziger Jahre in einem Anfall von
politischem Übermut versucht, eine Besteuerung der Börsen-
gewinne durchzusetzen. Doch als sie den publizistischen Sturm
spürte, ist die Regierung umgefallen wie ein morscher Stamm
und hat die bereits getroffene Entscheidung rückgängig
gemacht. Noch aber finden Sie in Yafo edle Restaurants neben
dunklen Hinterhöfen, in denen hungrige Katzen um den Müll
streichen. Und Sie können fündig werden auf dem Flohmarkt in
Yafo. Dort gibt es vermutlich alles, vom gebrauchten Bett bis
zur antiquarischen Kamera, vom Samowar, den Einwanderer aus
der ehemaligen Sowjetunion meistbietend verkaufen, bis zum
vielgereisten, aber gut erhaltenen Koffer. Hier sehen Sie das
ungeschminkte Tel Aviv, das sich weiter nördlich mondän-
angeberisch aufputzt und so tut, als bestünde es nur aus Zukunft
und hätte keine Vergangenheit.
Die Vergangenheit Jerusalems dagegen wiegt ungleich
schwerer, dort wird nicht in Jahrzehnten gerechnet, sondern in
Jahrtausenden. »Jerusalem ist eine Hafenstadt am Ufer der
Ewigkeit.« 2 Das hat Jehuda Amichai geschrieben, den man den
Dichter dieser Stadt nennen könnte und der in seinen Gedichten
Search WWH ::




Custom Search