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wurden die Speisen für den »fleischigen« Bereich abgedeckt
getragen, so daß sich nichts vermischen konnte. Der Kollege
wollte seinen Nudeln mit etwas Pfeffer mehr Würze verleihen
und bat um eine Pfeffermühle. Kurz darauf kam der Kellner
zurück und teilte bedauernd mit, die Pfeffermühle befinde sich
leider im »fleischigen« Restaurant und könne deshalb nicht an
unseren Tisch gebracht werden. Der kleine Trost: Wir konnten
den Kaffee nach dem Essen mit Milch trinken; das ist im
»fleischigen« Bereich nicht möglich, da zwischen dem Verzehr
von Milch und Fleisch ein paar Stunden liegen müssen.
Das alles ist ziemlich kompliziert und aufwendig. In einem
orthodoxen Privathaushalt beispielsweise stehen zwei Kühl-
schränke, einer für »milchige« und einer »fleischige« Gerichte,
außerdem wird unterschiedliches Geschirr und Besteck
verwendet. Einem Außenstehenden mag das ziemlich
verschroben anmuten, doch für fromme Juden hat es seinen
Sinn, wenngleich es - warum sollte das hier anders sein -
verschiedene Interpretationen der Speisevorschriften gibt. So
besagt eine Schule, daß die Einhaltung dieser Vorschriften
gesund ist, während es einer anderen um die seelische
Gesundheit geht, etwa beim Verbot des Verze hrs von Blut, denn
Blut fördere die Grausamkeit. Und eine dritte Schule betont, daß
diese Vorschriften die Assimilierung der Juden verhindern.
An allen Interpretationen ist etwas dran, doch Feinschmecker
wie der israelische Restaurantkritiker Ron Maiberg eiden
deshalb an ihrer Heimat: »Wären wir keine Patrioten - wie in
aller Welt könnten wir dann in einem Land ohne Trüffeln, ohne
Austern, Muscheln, Hummer und ordentliche Shrimps leben,
deren Zubereitung uns die Gesetze des Kaschrut ohnehin
verbieten?« 5 Doch so schlimm ist es nicht. Man muß nicht
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