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folgenschwere Unterscheidung des Materiebegriffs für die
neuzeitliche Physik an: Die Materie eines Körpers ist nicht nur
seine Ausdehnung, wie Descartes behaupten wird. Dann wäre
Physik nichts anderes als Geometrie. Für Newton wird die
schwere und träge Masse eines Körpers zum Träger seiner
Ausdehnung. Allerdings verharrt die scholastische Materie-
theorie in der aristotelischen Tradition, wonach die Schwere
nur als Eigenschaft (Akzidens) eines Körpers, aber nicht als
eigenständige Kraft (Substanz) verstanden werden kann, die
der Körpermasse proportional ist. 11
Wie hängt die Bewegung eines Körpers mit seiner Menge
der Materie zusammen? Nach aristotelischer Auffassung hat
jede Bewegung einen Beweger und hält nur bei Fortdauer ei-
ner Krafteinwirkung an. Daher wurde z.B. beim Wurf vermu-
tet, daß das umgebende Medium des geworfenen Körpers
(z.B. Luft) bei der Bewegung mitwirkt. Demgegenüber erklär-
te im 6. Jahrhundert der Aristoteles-Kommentator Philoponos
die Wurfbewegung alleine dadurch, daß dem geworfenen
Gegenstand eine allmählich abklingende Bewegungskraft
(Impetus) übertragen wird. 12 Im 14. Jahrhundert verwendete
John Buridan den Begriff der Menge der Materie, um Beob-
achtungen und Experimente zu erklären, wonach die Wirkung
der gleichen bewegenden Kraft einen Stein zwingt, sich weiter
fortzubewegen als eine Feder oder ein Stück Eisen weiter als
ein Stück Holz von gleicher Größe. Die Menge der Materie
bestimmt nach Buridan die Aufnahmefähigkeit für den Impe-
tus eines Körpers. Allerdings wird Widerstand von Buridan
noch in aristotelischer Tradition als reale Gegenkraft und
nicht als Trägheit der Körpermasse verstanden. Ebenso ist der
Impetus noch keine Bewegungsgröße, obwohl er als der Men-
ge der Materie und der Geschwindigkeit eines Körpers pro-
portional angenommen wird.
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