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II. Materie im Weltbild der klassischen Physik
In der klassischen Physik wird Materie zu einer meß- und be-
rechenbaren Größe. Im Zentrum steht Newtons Unterschei-
dung der trägen und schweren Masse materieller Körper.
Charakteristisch für die klassische Physik ist ferner die Ab-
grenzung der Materie als Masse von der Energie, für die Ge-
setze der Erhaltung und Umwandlung formuliert werden. Auf
diesem wissenschaftshistorischen Hintergrund beginnen im
18. und 19. Jahrhundert die technisch-industriellen Nutzun-
gen der Materie ebenso wie die philosophischen Diskussionen
des Materiebegriffs.
1. Materie in der frühneuzeitlichen Physik
Am Beispiel des freien Falls und der schiefen Ebene weist
Galilei (1564-1642) auf die Trägheit als „reale Qualität“ ei-
nes Körpers hin, die Widerstand gegen eine Bewegung hervor-
ruft. 1 Trägheit ist für Kepler (1571-1630) eine charakteristi-
sche Eigenschaft der Materie, die als der Menge der Materie
(z.B. eines Planeten) in einem gegebenen Volumen (also der
Dichte der Materie) proportional angenommen wird. Damit
kristallisiert sich der Begriff der trägen Masse heraus, der in
der Neuzeit an die Stelle des scholastischen Begriffs der
,Materiemenge' (quantitas materiae) tritt. 2
Demgegenüber reduziert Descartes (1596-1650) die Mate-
rie auf die geometrische Eigenschaft der Ausdehnung (res ex-
tensa), wobei Härte, Gewicht, Farbe u.a. nur akzidentiell
sind. Als Ausdehnung ist die Materie nach Descartes zwar
homogen, tritt jedoch in unterschiedlichen Konzentrationen
von Korpuskeln auf, deren Auseinanderstreben und Kontakt
durch die Stoßgesetze reguliert wird. Stoß und Kontaktwir-
kungen waren das Grundschema einer mechanistischen Erklä-
rung der Materie.
Eine Präzisierung der cartesischen Materietheorie versuchte
Christiaan Huygens (1629-1695). Bereits Descartes hatte eine
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