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Materie werden also auf der Ebene der minima naturalia
vermutet. Im Unterschied zu Demokritischen Atomen, die nur
durch quantitative Kennzeichen wie geometrische Gestalt,
Lage und Konfiguration bestimmt sind, besitzen die minima
naturalia die qualitativen Eigenschaften, die an Makrokör-
pern dieser Stoffe wahrnehmbar sind. In der Schule von Pa-
dua, die den Aristotelismus des 15. und 16. Jahrhunderts
prägte, wird die Materietheorie der minima naturalia als Ge-
genentwurf zur Demokritischen Atomistik verstanden. 8
Die aristotelisch-averroistische Tradition kennt auch einen
Erhaltungssatz der Materie, wonach „alles, was erzeugt wird,
aus Materie erzeugt wird, und alles, was zugrunde geht, in ir-
gendeiner Form von Materie zugrunde geht.“ 9 Für die Schola-
stik des christlichen Mittelalters wird der Erhaltungssatz der
Materie auf die bereits durch Gott geschaffene Welt einge-
schränkt. Aufgrund der Unzerstörbarkeit der Materie speku-
liert man über das Dogma der Auferstehung des Fleisches am
Ende aller Tage. Schließlich greift die scholastische Theologie
(z.B. Thomas von Aquin) die aristotelische Materietheorie
auf, um die Wandlung von Brot und Wein zu Christi Leib und
Blut in der Eucharistie zu erklären. Danach bleiben zwar Ei-
genschaften (Akzidenzien) von Brot und Wein wie z.B. Volu-
men, Gewicht, Dichte, Farbe und Duft erhalten, während
aber ihre Träger (Substanzen) in Christi Leib und Blut ver-
wandelt werden (Transsubstantiation). Das Wunder besteht
dann darin, daß die Accidentien, die nach aristotelischer Leh-
re keine Existenz unabhängig von ihrem Träger besitzen, er-
halten bleiben, obwohl sich die Substanz ändert.
Aegidius Romanus verwendet um ca. 1280 die averroisti-
schen Begriffe der bestimmten und unbestimmten Dimension
der Materie, um zwischen dem Volumen der Materie als
meßbarer Größe und der Menge der Materie als ihrer unver-
änderlichen Substanz zu unterscheiden. 10 So ändert sich bei
Verdünnung und Verdichtung der Materie ihr Volumen, wäh-
rend ihre Menge erhalten bleibt. Die Menge der Materie
(quantitas materiae) ist also der Träger (Substanz) ihrer
räumlich-geometrischen Ausdehnung. Damit kündigt sich eine
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