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Ich bin unterwegs. Um mich herum nur Wasser. Der Atlantische Ozean. Ich bin auf dem
Weg um die Welt. Allein.
Dazwischen lag viel Üben. Viel Mittelmeer. Viel Unsicherheit. Mache ich es, oder lasse ich
es besser bleiben? Ich konnte mich mit niemandem beraten, denn ich hatte niemanden, der
sich mit Ozeansegeln Ahnung auskannte. Keinen Freund, keine Freundin.
Warum überhaupt über das Meer segeln? Zum Allerersten: Es bedeutete für mich schon
damals die allergrößte Freiheit. Kein Visum, keine Bootsregistrierung, kein Segelschein
waren nötig, um alle Ozeane zu besegeln. Das war ein Pluspunkt mit Bestand. Hinzu ka-
men der sportliche Faktor, der handwerkliche Aspekt und letztlich die Kopfarbeit. Wie
navigieren und die Übersicht behalten? Dann versuchen, optimal die Segel zu trimmen. Se-
gel trimmen heißt sozusagen, das Gaspedal des Bootes bedienen. Und letztlich bereit sein,
das Boot Tag und Nacht voranzubringen.
Dass ich keine Ahnung vom Segeln hatte, verriet ich beim Bootskauf nicht. Ich erwarb
es ganz unbekümmert und ohne Probefahrt. Denn beim Segeln hätte der englische Eigner
sofort gemerkt, dass ich davon keinen Schimmer hatte. Das wäre mir irgendwie unan-
genehm gewesen. Andererseits hätte ich mir dabei für die Praxis etwas abgucken können.
Ich entschied mich für den Kauf ziemlich rasch, sozusagen über Nacht. Wohl auch, um am
Kai den anderen gegenüber mein seglerisches Unwissen zu kaschieren.
Sofort konnte ich mein Boot in Besitz nehmen, obwohl es noch nicht bezahlt war. Packte
meinen Segelsack aus und schaute mich um. Alles sah genauso aus, wie ich es schon auf
Abbildungen in Fachmagazinen gesehen hatte: Kochecke, Klo, zwei Kojen, in der Mitte
der Kajüte der Schwertkasten mit Tisch obendrauf. Die Bilge war flach. Stehhöhe gab
es nur am Niedergang bei geöffneter Luke. Ein Bücherbord signalisierte: Man segelt mit
Lesefutter. Die Polster waren durchgelegen. An Deck warf ich einen Blick auf das Rigg:
Vorstagen aus Niro, der Rest galvanisierte Drähte. Es waren viele Drähte. Bezeichnen kon-
nte ich sie im Einzelnen nicht, aber ich dachte: Die werden den Mast schon tragen.
Mein Eindruck an Deck: Der Lack war blind und abgeblättert. Ohne selbstlenzendes
Cockpit, Reling und Heckkorb geht auf See gar nichts (hatte ich mir angelesen). Das galt
es zu verändern, was ich auch umgehend in Angriff nahm.
Erst Monate später nach all diesen Arbeiten versuchte ich hinaus aufs Mittelmeer zu se-
geln. Der Himmel war blau, der Wind günstig. Ich schlug das Logbuch auf, in dem ich mir
eine Checkliste zum Thema Absegeln als Alleinsegler angelegt hatte, und ging sie durch
(meine Position im Hafen war mit Anker und zwei Heckleinen zum Kai):
- Seekarte klar und in Reichweite
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