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Die Bucht lag auf den Hermitinseln. Die befinden sich an der Nordküste von Papua-
Neuguinea, also ziemlich am Ende der Welt. Sie waren nicht nur unbewohnt, sondern auch
ein ideales Ankerrevier. Und es gab viel zu ernten: Wild und zahlreich standen die Palmen
in der Gegend herum. Irgendwie gehört es zu einer einsamen Insel, dass man sich dort ver-
sorgen kann.
Unser Sohn Kym begann in dieser Bucht den Tag mit Holzsammeln für das obligator-
ische Feuer. Astrid machte sich auf den Weg, um Papaya zu ernten. Ich kletterte in eine
Palme und schlug ein paar grüne Wedel für eine Hütte ab. Mit dem Beil rammte ich zun-
ächst zwei Pfosten nahe der Hochwassergrenze in den Sand, legte darüber lange Äste und
deckte das Ganze vielschichtig mit diagonal gelegten Palmblättern ein. Der Boden des In-
neren wurde mit geflochtenen, grünen Wedeln und mit einem lap-lap ausgelegt. Als Flagge
hisste ich mein Stirnband. Für unser Kind war die Bude eine Wucht. Er kroch in alle Eck-
en und wollte am liebsten auch darin übernachten. Für uns beide diente sie zudem als
Stauraum an Land.
Anschließend beschäftigte sich Astrid mit dem Teig für Brötchen. Die Zutaten bestanden
aus Mehl, Backpulver, Meerwasser (anstelle von Salz) und Kokosraspeln. Gebacken wurde
in einer Pfanne mit Deckel. Der Genuss dort draußen am Strand war ungleich stärker als in
einer Wohnung. Für den Hauptgang sollte ich am Riff mit meinem Speer Fische fangen. Sie
taten mir nicht leid, denn wir benötigten sie als Nahrung und Frischkost (Vitamine), genau
wie die Bewohner der anderen Inseln, die wir besucht hatten. Auf den Hermits brauchte
man keine Stunde, um eine Handvoll Fische aufzuspießen. Sie waren Gefahren, die von
Menschen ausgehen, nicht gewohnt. Zu meinen gerösteten Fischen gab es trockenen Reis
und als Nachtisch Astrids leckeres Brot, gegart in der Wildnisbäckerei. Einfach hervor-
ragend. Unseren Durst löschten wir wie üblich mit dem Wasser einer grünen Kokosnuss.
Nach dem Essen streckten wir uns im Schatten der schlanken Palmen aus - auf weißem
Sand, verzaubert von diesem Garten am Ende der Welt.
Gegen Abend trieben die Moskitos uns wieder an Bord zurück. Wir sahen zu, wie der
Himmel langsam dunkler wurde. Ich machte Eintragungen ins Tagebuch und beschrieb so
Sachliches wie das Öffnen einer Kokosnuss: … dann die Schale der Nuss auf der Stiel-
seite ringsum mit der Machete anschlagen und mit der Messerspitze aufstechen, die Kappe
springt sofort ab.
Dann schilderte ich wieder romantisch den Sonnenuntergang und die allabendliche
Teezeremonie:
Langsam, unendlich langsam wird die Sonne gelb. Danach ändern sich die Farben
schneller. Später ziehen Wolken auf, Cumulus, unten grauviolett und an den Spitzen hell-
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