Travel Reference
In-Depth Information
meiner Boote habe ich bisher mit zweifarbig gestreiften Genuas ausgerüstet. Damit habe
ich immer eine weitere echte emotionale Verbindung zum Boot gefunden.
Mit KATHENA 7, einer Hanse 291 aus Greifswald, hatte ich noch einmal das Gefühl,
dass sich Mühe geben für Ausstattung und Vorbereitung einer Fahrt viel Ärger erspart.
Sie bekam auch all meine vermeintlich seltsamen Standpunkte zu spüren: Backstagen,
Schlingerbretter, Bindereffreihen, hohe Relingstützen, ein Zuviel an Haltegriffen und der-
gleichen mehr. Praktisch das Skandinavische (Sicherheit) in Relation zum Mecklenburgis-
chen (Schlichtheit) gestellt und letztlich zu einem guten Preis.
Für mein eigenes Segelleben finde ich es aufregend und unabdingbar, immer wieder an-
dere Schiffe zu erleben, anstatt ein Leben lang auf einem Boot zu segeln - das dann natür-
lich sehr vertraut wäre. In jedem meiner sieben gebrauchten und drei neuen Schiffe musste
ich mich neu beheimaten. Das tat ich sehr gerne. Doch es konnte nur geschehen, wenn der
erste Blick aufs Boot »zündete«. Es funkte auf Anhieb, oder es funkte nicht - da gab es
keine Kompromisse.
Doch nun zu meinen Begleitern in der Luft, die mir immer wieder Unterhaltung und Sich-
erheit gaben, den Seevögeln. Da waren die Möwen, die mit weit ausgebreiteten Flügeln
herumruderten. Auf der Ostsee, der Nordsee, überall. Wenn sie über meinem Segel war-
en, ließen sie sich auf ihren starren Schwingen tragen. Hin und wieder stürzten sie sich auf
der Jagd nach Fisch mit ausgestreckten Krallen und angelegten Flügeln schreiend nach un-
ten. Einen Augenblick später flogen sie mit einem zappelnden Etwas im Schnabel empor.
Wie weit können Möwen fliegen? Mitten auf dem Ozean habe ich keine angetroffen, aber
Hunderte von Meilen vor einem Landfall tauchten sie oft auf und signalisierten kreischend,
dass das Festland nicht mehr weit ist.
In der Nähe der Kokosinsel im Pazifik beobachtete ich etwas Bemerkenswertes. Kaum
hatte sich eine Möwe mit einem Fisch im Schnabel von den Fluten erhoben und in die Luft
geschwungen, schlug einer der großen, schwarzen, unheimlich aussehenden Fregattvögel
sofort die Flügel zusammen und stürzte sich wie ein Geschoss auf den Vogel. Durch den
Überfall erschreckt, ließ dieser den Fisch fallen, und der Fregattvogel schnappte sich blitz-
schnell die Beute. Es passierte nicht ein einziges Mal, dass der Fregattvogel sein Ziel ver-
fehlte.
Einmal, als wir nach einer Nacht gegen den Wind in Vanikoro angekommen waren,
legten wir uns vor Anker in einer Bucht, so schön wie ein noch nicht ausgepacktes Ges-
chenk. Der Sandstrand lag breit und einsam im Schatten von Kokospalmen. Das Wasser
unterm Schiff war hellblau, und der Blick über die blau-türkis-braun gefleckte Lagune ließ
die Mühen beim Ansteuern und Auffinden der Riffpassage vergessen. Fregattvögel standen
Search WWH ::




Custom Search