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Als sich einmal ein schwarzer Seevogel auf dem Schiff niederließ, verscheuchte sie ihn
mit einer Wildheit, die mich bestürzte. Kämpfe haben wir nicht miteinander ausgetragen.
Sicher krachte es schon mal für wenige Stunden und oft im Zusammenhang mit Ereign-
issen an Land. Auf See dagegen nie. Da gab es auch nichts zu diskutieren, es wurden die
Entscheidungen des anderen akzeptiert. Manchmal schweren Herzens.
Dann wurde alles doch noch einmal geheimnisvoll und leicht. Wir besuchten malaysis-
che und thailändische Inseln mit schattigen Buchten und steil aufragenden Felswänden.
Schwimmen, tauchen, Muscheln suchen und spielen. Wir segelten und lebten.
Kunafoldu auf den Malediven war unsere letzte tropische Insel. Ein Atoll zum Ausklang
dieser Südseereise. Die Insel hatten wir für uns ganz allein. Logisch. Doch leider hatten wir
keine unbegrenzte Zeit mehr für Paradiese: Kyms erster Schultag rückte näher.
Daher folgten nur noch See- und Hafentage im Roten Meer, Suezkanal, Mittelmeer. In
Griechenland und Italien gab es Yachten über Yachten. Etwas hämisch registrierten wir:
»Rechts und links nur noch Fly und Charter. Die Armen.« Wir wurden zu einem Glas
Wein eingeladen, wobei meine mittlerweile verheilte Schussverletzung Aufmerksamkeit
erregte. Doch letztlich versackten die Konversationen im Trivialen. Wie viel Wasser könnt
ihr bunkern? Zu wenig. Wo hat es euch am besten gefallen? Likiep, ein Atoll und Ko Phi
Phi, eine Felseninsel. Wart ihr krank? Nie ernsthaft.
Kym, inzwischen fast sieben Jahre, mischte sich auch gerne ein: »Palstek kann ich,
meine Schuhe zubinden nicht.« Wie auch? Zu selten hatte er welche getragen.
Astrid schwärmte: »Zu gerne würde ich in einem Badezimmer mit Heißwasser und vorm
Spiegel rumrumoren.«
Mein Beitrag »Wir sind reif fürs Trockendock« wurde belacht.
»Was, ihr wollt nach Deutschland zurück? Bloß nicht! Alles ist schwieriger geworden.
Arbeit, Lohn, Preise. Ihr werdet nicht zurechtkommen.«
In Beaulieu an der Côte d'Azur machten wir KATHENA FAA fest und brachten das Schild
»A VENDRE« an. Zu verkaufen. Dann setzten wir uns in einen Zug nach Düsseldorf, dem
neuen Sehnsuchtsort. Bald würden wir wieder Schecks brauchen.
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