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Der Sehnsucht freien Lauf lassen -
von Petra nach Leptis Magna
Achill Moser
Dennoch gibt es Landschaften, die der Tyrannei der Zeit
zu entrinnen scheinen und sich fast unberührt erhalten: Sie
allein sind in der Lage, auch den mattesten Seelen jenen
Schauder und jene Trunkenheit zu geben, die sie auf immer
verloren glaubten.
Isabelle Eberhardt, Sandmeere
Es war ein verdammt langer Weg zu jenen Orten, die seit frühester Jugend meine Sehnsucht
weckten: Timbuktu, Ghadames, Leptis Magna, Dilmun, Murzuk, Merowe, Karakhoto und
Petra. Allesamt Wüstenorte, um die sich seit undenklichen Zeiten Sagen und Legenden
ranken. Orte voller Magie, Mystik und untergegangener Weltgeschichte, die Jahrhunderte
überdauert haben.
Manche dieser Sehnsuchtsorte, zu denen es mich magisch hinzog, waren eine Ent-
täuschung, weil die Realität nicht viel mit dem zu tun hatte, was ich mir erhoffte. Andere
hielten, was der geheimnisvolle Klang ihrer Namen mir suggerierte.
Immer war es die Stimme der Sehnsucht, die mir Neugier, Lust und Mut einhauchte, ehe
sie mich antrieb, auf Reisen zu gehen. Kein Zweifel, Sehnsucht ist der Motor, um dem Trott
des Alltags, den selbstauferlegten Zwängen und der Gefahr der Selbstzufriedenheit zu en-
twischen. Sehnsucht ist eine Art Tür, durch die meine Seele hinaus in die Fremde schlüpft,
um Erfahrungen zu machen, die man in der gewohnten Welt nie machen würde. Sehnsucht
ist der Atem, den ich für einen neuen Weg brauche. Und Sehnsucht ist ein wunderbares Ge-
fühl, das mich immer wieder zu kleinen oder großen Fluchten verführt.
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