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Echtes Koks
An diesem Abend gingen wir alle zum Abendessen zum Cafe zurück. Auf dem Gehsteig
draußen saß eine Frau, die Hähnchen briet. Drinnen bestellten wir große fettige Pfannen-
gerichte und große Flaschen billiges bolivianisches Bier.
Der Raum war einmal weiß getüncht gewesen und mit einem halben Duzend kaputten
Resopal©-Tischen und -Stühlen ausgestattet. Er war mit einem Poster von einem mexik-
anischen Sänger dekoriert, der seinerseits mit einem kompletten Mariachi- Outfit, einem
enormen Sombrero und einem ebenso übergroßen Schnurrbart ausgestattet war. Neben
ihm gab es einen unscharfen Schnappschuss einer Blondine ohne Oberteil aus den siebzi-
ger Jahren und ein Gemälde des Letzten Abendmahls.
Während wir aßen, bemerkten wir ein Latino-Mädchen am Nebentisch, das uns anstarrte.
Vielleicht hatte sie zwei Männer und eine Frau gezählt und vermutete, dass einer von uns
solo war. Sie war Mitte 20, trug unmöglich enge Jeans und ein ebenso enges T-Shirt, war
etwas übergewichtig und mehr als etwas übermäßig geschminkt, mit langem schwarzem
Haar und dunklen LatinoAugen. Sie war nicht gerade wunderschön, aber sie hatte eine
gewisse sexuelle Präsenz. Vielleicht hatten wir auch zu viele Campesinas gesehen - mit
den Körpern von Rugby-Stürmern und Haut so zäh wie die von alternden Bullen.
Das Mädchen lehnte sich nach vorn und fragte, ob einer von uns ihr Essen wollte, das sie
kaum berührt hatte. Sie hatte eine tiefe, rauchige Stimme, wie Marlene Dietrich auf Span-
isch. Sie sagte, ihr Name sei Jenny. Sie war gerade erst mit einem furchtbaren Kater
aufgewacht und konnte noch kein Essen vertragen.
Es war sieben Uhr abends. Mark würde nie etwas Kostenloses ablehnen. Er verschlang
ihren Teller gebratenen Fisch; wir beschlossen, in einer Bar namens La Luna, die sie kan-
nte, einen Drink zu nehmen. Dort begannen die Schwierigkeiten. Als wir in Richtung Bar
schnauften, drückte Jenny Mark ein kleines Päckchen in die Hand.
„Ein Geschenk“, sagte sie. Kokain, vielleicht drei Gramm. Die Art von Geschenk, die
Mark zu schätzen wusste.
La Luna war ein trendiger Ort, mit sanfter orangener Beleuchtung, Schwarz-Weiß-Fotos
alter Filmstars an den Wänden und Kerzen in Weinflaschen auf den Tischen. Es war eine
Pariser Rive Gauche Bohème-Atmosphäre. Die Drinks waren teuer, es war noch früh am
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