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Abend und der Ort war verlassen. Mark ging aufs Klo. Er kam nicht mehr heraus. Ich fol-
gte ihm. „Du willst wohl etwas von meinem Koks, was?“, schnaubte er.
Bolivianisches Marschpuder
Es war Zeit für ein paar Nasen Kokain. Bolivien verdient wahrscheinlich mehr am Kokain
als an allen seinen legalen Exporten zusammen. Obwohl Kolumbien die „Kokain-
Hauptstadt“ der Welt ist, wird ein großer Teil des Kokains in den östlichen Dschungelge-
bieten von Bolivien und Peru angebaut und durch das Amazonasgebiet nach Kolumbien
geschmuggelt, wo es verarbeitet und per Schiff oder Flugzeug in die Vereinigten Staaten
verschickt wird.
Koka wird in den Anden seit 4000 Jahren angebaut. Zunächst hatten die Spanier versucht,
es zu verbieten, weil es in religiösen Ritualen zum Einsatz kam. Nachdem man gesehen
hatte, dass die Indianer mit Kokain härter arbeiteten, stieg die katholische Kirche selbst in
das Drogengeschäft ein. Bald kontrollierte sie das Geschäft mit dem Stoff, den sie einst
als „Phantom des Teufels“ bezeichnet hatte.
1859 wurde der aktive Inhaltsstoff, Kokain, isoliert und vom Westen entdeckt. (Natürlich
war es auch der besondere Inhaltsstoff, der bis 1906 Coca Cola das Leben erweckte. 23 )
---23 Tatsächlich verwendet man für Coca Cola immer noch kleine Mengen Coca-Blätter, um den Coca-
Geschmacksstoff zu extrahieren, nachdem man das Kokain und andere Alkaloide ausgelaugt hat. (Quelle: Clawson, P.
und Lee, R. W. The Andes Cocaine Industry )
Aber aus der Sicht Boliviens ist die Coca-Pflanze ein typisches Exportprodukt, insofern
Bolivien das Rohmaterial liefert, während Händler im Westen den größten Profit
machen. 24
---24 Neun von zehn Dollar, die für Kokain ausgegeben werden, bleiben in den USA (Quelle: Latin American Newslet-
ters.) Gleichzeitig schätzt die US-Regierung, dass ihre Bevölkerung jährlich 49 Milliarden Dollar für illegale Drogen
ausgibt (Latin America Press, 7. März 1996): Boliviens offizielles BIP betrug 1992 nur 6,7 Milliarden Dollar.
Trotzdem - die Pflanze wächst auf nährstoffarmem Boden, hält bis zu 20 Jahre, erlaubt
bis zu vier Ernten pro Jahr und hat ungefähr den zehnfachen Wert dessen, was andere
Feldfrüchte einbringen. Heute ist rund ein Drittel aller Bolivianer von der Kokainindustrie
abhängig.
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