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Plötzlich stopfte sie sich das Bündel in die Haare, wo es wie durch Zauberei verschwand.
Der Mann auf der anderen Seite des Gangs zappelte nervös in seinem Sitz und griff nach
Melissas Arm. „Dinero“ , echote er. Er machte eine Messerbewegung quer über seinen
Hals. Wir waren immer noch verdutzt. Er zog einen Nagelknipser hervor und hielt ihn
Melissa unter die Nase. „ Dinero “, wiederholte er.
Versuchte er, uns auszurauben? Mitten in einem überfüllten Bus - mit einem Nagelknipser?
Das schien unwahrscheinlich. Aber was versuchte er zu sagen? Er zog seine Tasche aus
dem Gepäcknetz und öffnete sie gerade soweit, dass Melissa und ich einen Blick auf die
Pistole darin werfen konnten. „ Sendero “, flüsterte er.
Er schloss die Tasche und starrte uns grimmig an, um zu sehen, ob wir verstanden hatten.
Wir verstanden das Wort Sendero , und es klang nicht gut. In diesem Augenblick kam ein
gutgekleideter Mann näher, der ein paar Reihen weiter hinten gesessen hatte. Er sprach et-
was Englisch.
„Haben Sie keine A-Angst“, sagte er beruhigend, „aber da sind einige Banditos , in Santa
Rosita, wo wir in zwei Stunde sein werden. Jeden Bus in den letzten vier Nächten haben
sie a-ausgerrr-raubt.“ Zur Betonung ließ er das „r“ besonders deutlich rollen. „ Sendero? “,
fragte ich. „Nein, nicht Sendero . Nur Banditos . Sie töten euch nicht. Sie rr-rauben euch nur
aus. Jeder Passagier muss ihnen 50 Dollar geben. Wenn nicht …“ Er dachte darüber nach.
Dann werrrden sie euch vielleicht töten.“
„Also dann bin ich geliefert“, sagte Mark. „Ich hab keine 50 Dollar.“ Wir sahen uns im Bus
um. Jeder war damit beschäftigt, Geld in aufgerissenen Sitzen oder Geheimtaschen von
Taschen und Jacken zu verstecken. Frauen stopften Banknoten in ihre Büstenhalter. Wir
staunten darüber, wie viele US-Dollars wir sahen.
Anscheinend hatte das Personal im Restaurant die Überfälle beiläufig erwähnt, als wir an-
gehalten hatten. „Merkwürdig, dass die Busgesellschaft vergessen hatte, den Leuten das zu
sagen, als sie die Fahrkarten verkauft haben“, sagte Mark.
Als der Bus in die Dunkelheit fuhr, herrschte noch immer nervöse Aktivität. Melissa
knuffte mich in die Rippen. „Gib mir dein Taschenmesser“, verlangte sie. „Ich glaube
nicht, dass ein Taschenmesser viel nützen wird“, sagte ich. Die Konversation klang ver-
traut. „Also es wird mehr nützen als du “, entgegnete sie. „Sie vergewaltigen Frauen, weißt
du. Also gib's mir einfach.“ Ich gab ihr das Taschenmesser. Hinten im Bus lachten und
witzelten die Israelis. Also ging Melissa nach hinten, um ihnen zu sagen, dass sie bald aus-
geraubt, vielleicht ermordet und wahrscheinlich vergewaltigt werden würden. Sie wurden
still. Der Fahrer trat auf die Bremse.
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