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Aguas Calientes
Während wir auf den Zug zurück nach Cuzco warteten, badeten wir unsere schmerzenden
Gliedmaßen in den heißen Quellen des Dorfes, die einfach Aguas Calientes heißen. Es war
ein wunderschöner Ort, umgeben von grünem Dschungel, der von den senkrechten Klip-
pen hing. Das Wasser war wie ein heißes, schwefelhaltiges Bad. Wir setzten uns zurück
und streckten unsere Beine aus. Auch der Anblick eines menschlichen Scheißhaufens, der
sanft vorübertrieb, verdarb uns die Stimmung nicht ganz.
Der Zug hatte keine Sitze, also mussten wir fünf Stunden lang stehen. Mark verwöhnte den
Waggon mit einem Song namens „I'm in Love with the Girl Next Door“, dessen gesamter
Text aus der ständigen Wiederholung der Zeile „I'm in love with the girl next door, smell
my fingers“ bestand, begleitet von entsprechenden Handbewegungen. Die anderen Passa-
giere saßen teilnahmslos da und dachten sich ihren eigenen Teil. Der Zug tuckerte durch
ein so tiefes Tal, dass man den Himmel nicht sehen konnte, ohne den Kopf aus dem Fenster
zu strecken. Wir erreichten Cuzco in der Dunkelheit und gingen direkt in die nächste Bar
auf eine Flasche Cuzqueña Malta.
Haben sie keine A-Angst …
Als nächstes nahmen wir einen Bus nach Puno, das an der Küste des Titicacasees liegt.
Nach unserem fünftägigen Marathon war eine einzelne Nachtfahrt gar nichts. Wir lehnten
uns zurück und versuchten zu schlafen, diesmal gut eingepackt gegen die Kälte. Mark, der
sowieso zu groß war, um in seinen Sitz zu passen, saß neben einer korpulenten Campes-
ina , die ständig einem ihrer drei Kinder die Brust gab. Er stöhnte angesichts des bevor-
stehenden Kampfes um Platz zum Schlafen. Um rund 10 Uhr hielten wir zum Essen. Jeder
raste hinein, um rechtzeitig zu bestellen.
Hinter uns war eine Gruppe Israelis; die beiden Mädchen liefen auf die Toilette - um völlig
schockiert wieder aufzutauchen. Der Boden der Zelle war ein 15 cm tiefer See aus Scheiße.
„Aber wir müssen aufs Klo“, sagten sie verzweifelt zu Melissa. Melissa deutete zur Reihe
der Frauen auf der anderen Straßenseite hinüber. Die Israelis schauten entsetzt hin.
Als wir wieder in den Bus stiegen, wirkten die andern Passagiere ungewöhnlich aufgeregt.
Hinter uns saß eine Frau mittleren Alters in westlichen Kleidern und mit zu viel Schminke.
Ihr Haar war hoch aufgetürmt. Sie tippte Melissa ungeduldig auf die Schultern. „Dinero“ ,
zischte sie und deutete auf ein dickes Bündel US-Dollar-Scheine in ihrer Hand. „Geld.“
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