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bindung. Die Verbindung, die ich in der riesigen, ruhigen Stille der Berge empfunden hatte;
in der magischen Lebensenergie des Amazonas; am Strand während dem San-Pedro-Trip.
Ich dachte wieder an den Tod meines Großvaters in der sterilen, utilitaristischen Umgebung
eines Londoner Krankenhauses, der mich mit solcher Furcht und Hoffnungslosigkeit erfüllt
hatte, obwohl doch sein Tod ein Grund zum Feiern hätte sein sollen, da sein Leben lang
und erfüllt gewesen war. Aber hier, wo ich grenzenloses Leben um mich hatte, schien der
Tod irgendwie leichter zu ertragen: Er war ein unausweichlicher Teil im endlosen Zirkel
der Natur - obwohl Marks Tod sicherlich die größere Tragödie von den beiden war, da er
so jung gewesen war und noch so vieles hätte geben können.
Es schien so offensichtlich. Diese verlorene Verbindung war, wonach ich so lange gesucht
hatte: Das schlagende Herz, das meiner materiellen Welt gefehlt hatte. Nun hatte ich es
gefunden. Mir wurde bewusst, dass das alles für Marks Vater keinen Sinn ergeben würde,
zumal wenn es an einem trüben Märztag in einem Vorort in England über einen Anruf aus
Kolumbien kam. Dieser Gedanke ernüchterte mich; der Kontrast zwischen der Euphorie
des vorangegangenen Augenblicks und der ernüchternden Aussicht auf diesen Anruf ver-
stärkte noch den unwirklichen Eindruck.
Die Todesanzeige
Ich erreichte die Straße und nahm einen Bus nach Santa Marta. Ich beschloss, dass ich, be-
vor ich Marks Vater anrief (und vor allem, um diese Aufgabe aufzuschieben), seinen Tod
bei der Polizei anzeigen würde. Der Polizist in Arrecifes hatte bereits deutlich gemacht,
dass er den Todesbericht nicht machen konnte - oder wollte. In der Polizeistation in Santa
Marta ging ich auf den Polizisten zu, der hinter seinem Schreibtisch saß.
„Ich möchte den Tod meines Freundes anzeigen“, begann ich. Der Polizist hob seine Hand
und deutete zu einer offenen Tür. Dahinter war ein kleiner, trostlos funktionaler Raum. Es
gab einen leeren Tisch mit je einem Stuhl auf jeder Seite. Ein paar weitere Stühle standen
unter einem hohen, kleinen Fenster an der Wand. Der Bulle am Schreibtisch befragte eine
Frau mittleren Alters. Er war nicht älter als 19. Ein Gorilla von einem Jungen, ein fettes
Kind, das zu viel Zeit im Fitnessraum zugebracht hat, mit einem pummeligen Gesicht und
militärischem Haarschnitt; sein Hals versteckte sich zwischen seinen aufgeblähten Schul-
tern. Seine Uniform war zwei Nummern zu klein; die engen Achselhöhlen zwangen ihn,
seine Schultern zu heben und seine Arme etwas vom Körper weg zu halten.
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