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Marks Tod, nur irgendein Tod. Früher oder später musste es passieren. Wir wissen, dass
Menschen sterben müssen, die uns nahestehen, und wenn wir sie überleben, müssen wir
miterleben, wie sie uns verlassen. Wenn die Erwartung einer Tragödie auch unerträglich
sein kann, so erlöst uns die Tatsache selbst zumindest von dieser fürchterlichen Spannung.
Vielleicht hatte ich gefunden, was ich gesucht hatte. Wenn ich aufgebrochen war, um das
wahre Leben zu entdecken, dann hatte ich es nun entdeckt - wenn auch nicht auf eine
Weise, die ich erwartet oder mir gewünscht hätte. Aber das hier war Wirklichkeit: Etwas,
was eine Rolle spielte; etwas, was weit über die zimperlichen Eitelkeiten und künstlichen
Ziele unseres gewöhnlichen Lebens hinausging und die existenziellen Grundlagen dessen
berührte, was es bedeutete, am Leben zu sein. Durch Marks Tod fühlte ich mich lebendiger
als je zuvor.
Ob Mark gefunden hatte, was er gesucht hatte? War er all die Risiken eingegangen, weil
ein Teil von ihm dieses Ergebnis immer schon ersehnt hatte - die endgültige Wahrheit des
Todes? Ich konnte es nicht sagen.
Ich wusste nur, dass der Wald schöner und wunderbarer war als je zuvor: Mein Sinn für
seinen Wert war geschärft von der Schmerzlichkeit des Verlusts; seine Präsenz war fried-
lich und pulsierend lebendig zugleich.
Der Wald überlebt jedes fallende Blatt und jeden sterbenden Baum; die Menschheit über-
lebt jedes einzelne Menschenleben. Wenn wir flüchtige Formen loslassen, können wir un-
seren Geist für die grundlegende, vernetzte Energie öffnen, die unser Universum erfüllt.
Sich selbst loslassen. Ekstase der Schamanen. Die grundlegende Lehre des Buddha: So ein-
fach, und doch so schwer zu befolgen.
Ich ging weiter.
Ich spürte, dass ich zum ersten Mal eine grundlegende Wahrheit in aller Klarheit sah. Es
war etwas, was sich auf der ganzen Reise in meinem Geist gebildet hatte. Dieser Augen-
blick - und vor allem die Art, wie der Wald den Schmerz über Marks Tod zu lindern schien
- vollendete diese Erkenntnis. Sie bestand ganz einfach darin: Dass wir die Natur brauchen
- nicht nur wegen der Rohstoffe, die sie liefert, sondern auch, um unseren Geist zu nähren.
Damit wir „mit beiden Beinen auf dem Boden“ bleiben. Wir brauchen dieses Gefühl, dass
die Natur heilig ist.
Ohne diese Verbindung zur Natur werden wir niemals Frieden finden. Vielleicht ist das der
Grund, aus dem wir Europäer so rastlos sind - aus dem wir reisen und bauen und ständig
nach etwas streben, das für immer unerreichbar scheint. Wir suchen diese verlorene Ver-
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