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Während ich ging, suchte ich in meinem Geist nach begründeten Zweifeln, die wir über-
sehen haben könnten. Wie konnte ich es seinem Vater sagen, wenn auch nur die geringste
Möglichkeit bestand, dass es nicht die Wahrheit war?
Aber egal wie oft ich diesen Augenblick in meinem Geist nacherlebte, ich konnte kein an-
deres Ergebnis erkennen. Konnte er von der Brandung angeschwemmt worden sein und
in einem unbeachteten Winkel der Bucht liegen? Nein, wir hatten jeden Zentimeter des
Strandes zweimal abgesucht. Konnte er weiter draußen auf dem Meer wieder an die Ober-
fläche gekommen und dann zu einer anderen Bucht geschwommen oder dort bewusstlos,
aber lebendig angespült worden sein? Nein. Er hätte höchstens in unserer Bucht wieder
auftauchen können. Die anderen waren zu weit entfernt. Zu viele Menschen hatten es schon
erlebt.
Es bestand keine Chance, dass Mark noch lebte. Nicht die geringste Chance.
Trotzdem konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass es einfach nicht real war. Das kon-
nte es nicht sein. Was ich gesehen hatte, musste eine Sinnestäuschung gewesen sein, eine
halluzinatorische Nachwirkung von dem San-Pedro-Trip. Auch jetzt noch, als mir Marks
Tod so gewiss erschien und kein Strohhalm der Hoffnung mehr übrig zu sein schien, erwar-
tete ich immer noch halb und halb, dass ich bei meiner Rückkehr ins Lager Mark vorfinden
würde, der über meine Verwirrung lachte.
Ich versuchte, mich in den Rhythmus des Marsches zu versenken. Kraft zu schöpfen aus
der kühlen Schönheit des Waldes und dem Privileg, an diesem magischen Ort sein zu dür-
fen. Dichte Lagen Grün umschlossen diesen engen Pfad. Sprenkel von Licht und Vogelges-
ang drangen durch die Bäume ins schattige Innere des Waldes. Der Pfad schlängelte sich
durch natürliche Tore aus riesigen Findlingen, die so eng waren, dass ich mich seitwärts
wenden musste, um hindurch zu kommen, und wand sich sanft über Hügel und durch fast
ausgetrocknete Wasserläufe.
Mark war der erste Mensch, der mir nahe stand, der so gestorben war. Zwar hatte ich auch
meinen Großvater und meine Großmutter sterben sehen, langsam, in Krankenhausbetten.
Aber Marks Tod war der erste plötzliche und unerwartete Tod; der erste gute Freund in
meinem eigenen Alter, der gestorben war.
Ein merkwürdiges Gefühl überkam mich. Freiheit. Beinahe schon Euphorie. Ich erinnerte
mich an Terry Hall (den Ex-Specials-Sänger), der in einem Interview sagte, als sein Vater
gestorben sei, habe er sich am nächsten Morgen nach dem Aufwachen gefühlt wie Super-
mann. Marks Tod war genau der Augenblick, den ich immer gefürchtet und immer wieder
in meinem Hinterkopf geprobt hatte, solange ich mich erinnern kann. Nicht unbedingt
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