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Wir hatten noch nicht entschieden, ob wir gemeinsam weiterreisen oder uns wieder trennen
sollten. Nach einem Monat in Arrecifes waren Melissa und ich gut erholt und bereit, weit-
erzureisen. „Was hast du jetzt vor?“, fragte ich Mark.
„Ich glaube, ich bleibe erstmal hier“, sagte er. Es war nur natürlich, dass Mark eine Weile
in Arrecifes herumhängen wollte. Schließlich war es der perfekte Ort. Es war ein wunder-
schöner Ort, um das San Pedro leerzumachen und mit anderen Travellern zu feiern. Man
konnte außerdem von fast nichts leben, was angesichts Marks finanzieller Situation eine
große Rolle spielte. Untätig saßen wir herum und besprachen, wie wir etwas Geld verdien-
en konnten.
„Ich habe daran gedacht, Koks nach England zu schicken. Wenn ich es sehr dünn in einem
Brief ausbreiten würde, könnte ich es z.B. an John Peacocks Adresse schicken, aber mit
einem falschen Namen. So würde er den Brief aufbewahren und ihn einen Monat lang oder
so nicht öffnen. Wenn die Polizei auftauchen würde, könnte er sagen, er hätte nichts damit
zu tun. Und bei einem Koks, das hier rund 5 Dollar kostet und fast ganz rein ist, also …“
Wir lachten über die Idee. Natürlich wussten wir beide, dass er es nicht tun würde - nicht
wegen des Risikos, sondern weil es ihm zu viel Aufwand war. Ich hatte nie jemanden get-
roffen, der so faul war wie Mark, oder der so viel Potenzial hatte, oder einen Menschen mit
einem so unumstößlichen Glauben an sich selbst. Er war der klassische Fall des klügsten
Kindes in der Schule, das in Schwierigkeiten gerät, weil ihm alles zu einfach ist. Er hätte
alles tun können - nur dass nichts ihm lohnenswert erschein. Manchmal hatte ich das Ge-
fühl, dass ihm im Grunde alles egal war. Ich fragte mich manchmal, ob er nicht auch sich
selbst egal war.
Mark schrieb an Andrea, seine Freundin in England. Er wollte sie dazu überreden, nach
Südamerika zu kommen. Mark war schwer zu durchschauen, wenn es um Frauen ging,
aber ich hatte den Eindruck, dass er Andrea tatsächlich sehr gern hatte. Insgeheim hatte ich
den Verdacht, dass Mark die Gesellschaft von Frauen wirklich genoss - aber es fiel ihm
schwer, es zuzugeben (auch sich selbst gegenüber). Nach außen hin pflegte er eine frauen-
feindliche, unreife Fassade. Ich hatte auch den Eindruck, dass das von seiner schwierigen
Beziehung zu seiner Mutter herrührte: Seine Eltern hatten sich getrennt, als er noch jung
gewesen war, und er war mehr auf der Seite seines Vaters gewesen. (Das ging so weit, dass
er seine Mutter drei Jahre lang nicht sah, solange er bei seinem Vater in London wohnte,
obwohl sie weniger als zwei Meilen entfernt lebte.) Was auch immer die Ursache war -
Mark lehnte alles ab, was ihm als „weich“ und „feminin“ erschien.
Aber nun schien er bereit, nachzugeben und ein wenig Weichheit durchscheinen zu lassen.
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