Travel Reference
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Vielleicht war das nur die Wirkung des Reisens, dass er sich auflockerte und es sich
gestattete, etwas mehr aus sich herauszugehen. Diese Auswirkung hatte es jedenfalls auf
mich, obwohl es z.T. auch an Melissa lag. Ich spornte Melissa an, mehr nachzudenken,
und Melissa spornte mich an, mehr auf meine Gefühle zu hören. Aber die „Traveller“-
Persönlichkeit gestattete - und forderte sogar - definitiv etwas mehr Weichheit als die
„Stubenhocker“-Persönlichkeit. In einem Londoner Vorort wurde ein Kerl schräg an-
gesehen und hatte das Sofa bald für sich selbst, wenn er über „Gefühle“ redete. Aber wenn
man ein cooler Beatnick-Traveller war, war ein Hauch schroffer Empfindsamkeit sogar
ein Muss - oder sogar sexy. Hier draußen konnte man sogar zugeben, dass man Gedichte
mochte. Mark gewöhnte sich allmählich an diese Rolle.
Vielleicht war es aber auch diese „Saturn-Kehrt-Zurück“-Sache, von der Melissa geredet
hatte - eine neue Ebene der Reife. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich Mark über
Nacht in eine Art tränenüberströmten Clown verwandeln würde, aber (warum auch immer)
er schien in einer entspannteren und versöhnlicheren Stimmung zu sein. Vielleicht würden
wir eine Zeit lang auf dem Strand chillen und unsere Meinungsverschiedenheiten ausbü-
geln. Unsere Beziehung war tief genug, um ein paar Monate Streit aufzuwiegen; und ich
wollte immer noch mit Mark gemeinsam reisen - wegen seiner Vitalität, seinem Humor
und seinen Einsichten, die aus völlig unerwarteten Richtungen kamen.
Vielleicht war der San Pedro Trip ein neuer Anfang: Der eigentliche Beginn unserer ge-
meinsamen Reisen. Ich spürte einen Puls von Optimismus. Ein neuer Anfang. Unsere Bez-
iehung würde sich besser entwickeln. „Übrigens, du musst dieses Buch lesen“, unterbrach
Mark meine Gedanken.
Campbell hat es. Es heißt Fishboy . Es geht um einen Jungen, der ertrinkt und unter dem
Meer lebt. Es ist wie ein verlängertes Gedicht über das Meer. Du musst es dir von Camp-
bell besorgen und es lesen.“
Kein Winken …
Wir gingen zum Lagerplatz zurück, wo Melissa Wasser kochte. Helena und ein paar
deutsche Mädchen waren da und unterhielten sich mit Melissa.
„Ich geh' mal schnell ins Wasser, um mich zu erfrischen“, sagte Mark. Ich wusste, dass er
eins von den deutschen Mädchen mochte und sie beeindrucken wollte. Er zog sein T-Shirt
aus, streckte seinen Körper und marschierte mit forschen Schritten zum Wasser hinunter.
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