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konnte sehen, was sie dachten. „Nein, ich glaube nicht , dass wir schwimmen sollten. Ich
weiß, du glaubst, dass du damit umgehen kannst, Mark, aber wir sind seit einem Monat
hier, und die Strömung wird definitiv stärker. Anfang des Monats waren wir jeden Tag zum
Body-Surfing dort draußen, da war die Strömung schon sehr stark. Aber jetzt ist es … an-
ders. Sie ist zu stark. Ich hab dir gesagt, dass im letzten Jahr zwölf Menschen hier ertrunken
sind - genau hier, vor uns.“ „Es ist der Mond“, sagte Melissa. „Die Ebbe wird stärker, wenn
der Mond zunimmt.“
Mark wog die Argumente ab. Er wusste, dass es gefährlich war. Er wusste, dass im letzten
Jahr zwölf Menschen ertrunken waren, weil ich es ihm ständig gesagt hatte. Anderer-
seits dachte er immer, er könnte ein kleines bisschen weiter gehen als die meisten anderen
Menschen. Was er in der Regel auch konnte.
„Es ist, als wenn da unsichtbare Energie-Fäden wären - wie ein Spinnennetz, das vom
Ozean her nach mir greift und mich zu sich hin zieht“, sagte Mark. „Ich habe das Gefühl,
dass ich sie richtig sehen kann. Feine Silberfäden.“
„Es ist der Mond“, wiederholte Melissa. „Er greift nach uns, wie der Sog von Ebbe und
Flut.“ Beide starrten in die Brandung. Ich wusste, dass Melissa vernünftig genug sein
würde, zu widerstehen. Aber bei Mark war ich mir da nicht so sicher.
„Denk aber dran, wenn du in Schwierigkeiten gerätst, kommt keiner, der dich wieder
herauszieht. An diesem Strand gibt es keine Rettungsausrüstung, und du schwimmst besser
als ich. Wenn du nicht gegen die Strömung ankommst, werde ich dich auch nicht
herausziehen können. Vor allem nicht auf einem Trip.“ Mark lächelte reumütig und sagte
nichts, aber ich konnte sehen, dass ich ihn überzeugt hatte. Ich entspannte mich.
Am Nachmittag begann es, abzukühlen. Ich beschloss, einen Spaziergang am Strand zu
machen, solange es noch hell war. Anders als beim Ayahuasca- Trip bei den Cofan fiel mir
das Laufen nicht schwer. Ich blieb stehen, um mich mit Campbell zu unterhalten, aber wie
Mark vorhergesagt hatte, hatte ich kaum das Bedürfnis, mit jemandem zu reden.
Die Menschen schienen weit entfernt. Ich fühlte mich von ihnen abgeschnitten, als würde
ich durch ein Fenster in ein Zimmer sehen. Ich ging bis zum Ende des Strandes weiter, wo
er in einem Schwung zur Landzunge hinaus verlief. Die Brandung war ungleichmäßig und
wurde von der Krümmung der Bucht durcheinander gewirbelt. Ich sah am Strand entlang
zurück. Die Brandung rollte in weißen Linien herein, und die Kokospalmen schwankten
im Wind. Alles war wild und ungezähmt - das Meer, die vom Dschungel überwucherten
Berge, die riesigen Findlinge am Strand, die zerklüftete Landzunge. Die Luft selbst. Dann
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