Travel Reference
In-Depth Information
drifteten, waren sie ebenfalls verschwunden - sie fielen zurück, als das San Pedro allmäh-
lich stärker wirkte.
Ich wartete auf Halluzinationen - auf Riesenhummer, die aus dem Wasser kamen, oder Ele-
fanten, die aus den Bäumen sprangen. Aber ich konnte genau dasselbe sehen, was ich seit
einem Monat jeden Tag gesehen hatte.
Außer, dass irgendwie alles anders war: Nun glühte und pulsierte alles mit einer wunder-
schönen Ausstrahlung und Schönheit. Irgendeine merkwürdige magische Energie schien
alles zu erleuchten. Nicht mit dem grellen Strahlen von Scheinwerfern, sondern in einer
Lumineszenz, die ebenso spürbar wie sichtbar war und aus dem innersten Herzen der Dinge
zu kommen schien. Es war, als hätte ich die Welt bisher durch einen trüben, durchsichtigen
Film gesehen; nun war der Film weggezogen worden, sodass die Lebendigkeit der Dinge
in greller Deutlichkeit hervortrat. Ich hatte das Gefühl, die Dinge so zu sehen, wie sie wirk-
lich waren: Das war die eigentliche Wirklichkeit. In allem, alles übersteigend, war eine al-
lumfassende Energie. Die Lebenskraft - die Wirklichkeit, die allem zugrunde liegt.
Mein Mitbewohner in England, Eddie, hatte LSD einen „psychischen Einlauf“ genannt, da
es diese Art von Gefühlen herausspülte. Mit seinem unlängst erworbenen Jesus-Bart und
langen Haar sah Mark merkwürdigerweise Eddie zunehmend ähnlich. Eddie spielte Flöte,
und nun spazierte Mark am Strand entlang und spielte seine Queña , während das Meer-
wasser um seine nackten Füße spülte. Ich hatte die merkwürdige Wahrnehmung, dass ich
zwei vertraute Menschen sah, die zu einem verschmolzen waren. Ich sah der Mark-Eddie-
Person zu. Mark hatte sich komplett ins Traveller-Image versenkt. Man konnte sich kaum
vorstellen, dass er einmal wieder nach England zurückkehren würde.
„Was denkst du?“, fragte ich Melissa. „Es ist wunderschön“, sagte Melissa. „Die Kokospal-
men haben Gesichter.“ „Freundlich oder angstmachend?“ „Freundlich. Sie lächeln mich
an.“ Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich spürte ihre Nähe und unsere gegenseitige
Unterstützung.
Mark spazierte zum Lager zurück. Wir saßen da und sahen dem Rollen der Wellen zu,
lauschten dem Krachen der Brandung und dem starken, saugenden „Wooosch“, als das
Wasser wieder hinaus floss, wie das gleichmäßige Atmen eines riesigen lebenden Organis-
mus. Mark starrte aufs Meer und lauschte gedankenverloren.
„Es ist, als würde mich das Meer rufen, damit ich mich zu ihm geselle“, sagte er nach einer
Weile. „Wie die Sirenen, die … äh … Jason rufen?“, fragte Melissa. „Und welcher Jason
wäre das, Melissa?“, fragte Mark. „Jason und die Astronauten?“ „Ich wusste , dass ich mich
auf dich verlassen konnte“, lachte Mark. Mark und Melissa sahen sich gegenseitig an. Ich
Search WWH ::




Custom Search