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Es gab zwei Arten, Kolumbien zu bereisen. Trotz seines Rufs hatten Melissa und ich die Er-
fahrung gemacht, dass man dieses wunderschöne Land fast ohne einen Hauch von Drogen
oder Ärger auf ganzer Länge durchreisen kann. Mark hatte die andere Methode gewählt.
Zunächst war er in Cali verhaftet worden, weil er Koks von einem Dealer gekauft hatte,
der sich als Polizist in Zivil entpuppte. Er konnte wählen zwischen einem kolumbianischen
Knast mit Desperados, Mördern und weiß Gott was noch - oder einer Geldbuße. Und wie
hoch sollte die Geldbuße sein? Der Polizist erklärte, dass er so viel akzeptieren würde, wie
Mark zufällig bei sich hätte. Er durchsuchte ihn schnell. Wie immer war Mark fast pleite.
Schließlich fand er 100 Dollar in seiner Socke. Um zu beweisen, dass er es nicht persönlich
meinte, durfte Mark das Koks behalten. So war es immer noch billiger, als wenn er es in
England gekauft hätte.
Es war ein gewöhnlicher Betrug; ich war überrascht, dass Mark darauf hereingefallen
war. In einer von Kolumbiens notorischsten Drogenstädten auf der Haupt-Plaza Kokain
zu kaufen war geradezu eine Einladung für Schwierigkeiten. Wir hatten einen spanischen
Traveller getroffen, der auf denselben Trick hereingefallen war - nur dass er 2000 Dollar
bei sich hatte. Es war typisch für Mark, dass er so billig davon gekommen war. Der Typ
aus Spanien hatte sein Koks ebenfalls behalten dürfen, aber ich bezweifle, dass er es für ein
allzu gutes Geschäft gehalten hatte.
Manchmal machte sich die Polizei nicht einmal die Mühe, einem vorher die Drogen zu
verkaufen. Wir trafen zwei australische Mädchen, die ebenfalls in Cali gewesen waren. Sie
waren ruhig in einem Cafe gesessen und hatten auf ihren Bus gewartet, als ein Polizist
hereingestürmt war und sie wegen Drogenbesitzes verhaftet hatte. Einer der Bullen kam
aus der Toilette und schwenkte eine Packung weißes Pulver als „Beweis“. Die Bullen
schleppten sie in die Polizeistation und forderten ein Bußgeld von 2000 Dollar. Andernfalls
sollten sie sich an Gefängniskost gewöhnen. Die Mädchen verlangten einen Anwalt. Die
Bullen hielten sie zwei Tage lang gefangen und schlugen sie gelegentlich zusammen.
„Keine Angst“, sagten die Bullen. „Wir werden euch nicht vergewaltigen. Wir sind keine
Barbaren. Wir sind ehrbare Männer.“ Schließlich zahlten die Mädchen das Bußgeld und
wurden entlassen. Sie kontaktierten das britische Konsulat, wo man ihnen sagte, dass Cali
für solche Dinge bekannt sei. Im Konsulat sagte man ihnen, sie sollten eine Beschwerde
einreichen. Zu ihrer Überraschung führte die Beschwerde zu einer Anhörung. Noch über-
raschender war, dass die Polizisten gefeuert wurden. Als sie weggeführt wurden, ließ eines
der Mädchen ihren Gefühlen freien Lauf: „Jetzt könnt ihr nicht mal mehr eure Familien
ernähren, ihr Idioten!“
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