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In Pueblo Bello sahen wir unsere ersten Arhuacos. Sie waren die umwerfendsten
Menschen, die wir jemals gesehen hatten. Hochgewachsen, mit fließendem langem Haar
gingen sie mit beinahe arroganter, geringschätziger Mine die Straße entlang. Sie waren so
gekleidet wie ich mir immer die angelsächsischen und keltischen Briten vorgestellt hatte -
mit Ledersandalen, langen Tuniken, schweren, ungefärbten Wollhosen und einem kurzen
Schwert in einer Lederscheide am Gürtel. Die Arhuacos bezeichnen sich selbst als „ältere
Brüder“, während sie die übrigen Menschen als „jüngere Brüder“ ansehen.
Sie betrachten es als ihre Pflicht, sich um ihre „jüngeren Brüder“ zu kümmern: Diese be-
trachten sie als Kinder, die keine Ahnung haben, wie man richtig leben muss. Schmutzige
Siedler-Städte wie Pueblo Bello konnten sie in ihrer Einstellung nur bestärkt haben.
Von Pueblo Bello aus war es eine Fahrt von drei Stunden nach Nabusímake. Oder ein acht-
stündiger Marsch. Alle drei oder vier Tage fuhr ein Jeep; es hieß, dass morgen einer fahren
sollte. Ein junger Engländer namens Robert, aus Devon, wohnte mit seiner kolumbianis-
chen Frau Marcela in unserer Pension. Sie hatten sich kennengelernt, als er Chefkoch in
einem Hotel in Cartagena gewesen war.
Wir unterhielten uns gerade mit ihnen, als vier Männer hereinkamen - ein junger Kolumbi-
aner und drei ältere Gringos . Der Kolumbianer stolzierte selbstzufrieden einher. Er stellte
sich vor. „Ich bin Raphael. Ich bringe diese kanadischen Touristen morgen nach Nabusí-
make. Wenn ihr eine Mitfahrgelegenheit braucht, kümmere ich mich darum.“
Wir unterhielten uns mit den Kanadiern. Sie waren nette Kerle vom Land. Zwei von ihnen,
Pierre und Jean, waren Frankokanadier. Der dritte hieß Randy. Er war ein Hinterwäldler mit
einem langen, schlaffen Schnurrbart und einem weinerlichen, hinterwäldlerischen Näseln.
Er sah aus und redete wie der Zeichentrick-Cowboy, der es nie schafft, Bugs Bunny zu
erschießen. Sie alle waren zum ersten Mal außerhalb von Kanada und empfanden das als
einen gewissen Schock. Ich fragte sie, wie es sie ausgerechnet nach Kolumbien verschla-
gen hatte, denn das erschien mir eine mutige Wahl für die erste Reise nach Übersee zu sein.
Sie sagten, sie hätten eine Annonce für einen billigen Charterflug von Montreal nach Cart-
agena gesehen.
„Wir dachten halt, warum nicht Kolumbien?“, sagte Randy. Mir fielen da schon einige
Gründe ein. Pierre fragte, ob wir der Meinung wären, dass Raphael einen zu hohen Preis
verlangte. Von Santa Marta hatten sie für den Bus das Dreißigfache des normalen Fahrpre-
ises bezahlt, nur damit Raphael sie begleitete.
„Das Problem war, dass wir trotzdem mit dem Bus gefahren sind. Wir hatten gedacht,
er würde uns ein Auto besorgen.“ Die Kanadier hatten ihm für die ganze Tour eine
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