Travel Reference
In-Depth Information
Die dem Meer zugewandte Nordseite ist feucht und dicht bewaldet, wohingegen die dem
Regen abgewandten südlichen Hänge trocken und braun sind.
Versteckt in einem abgelegenen Tal auf diesen südlichen Hängen liegt Nabusímake. Auf
unserer Karte hieß es immer noch San Sebastián de Rábago. Die Namensänderung war
bedeutsam. Nabusímake ist das Hauptdorf der Arhuaco-Indianer, eine der letzten indigenen
Gruppen in Kolumbien. Sie hatten einmal ein viel größeres Gebiet besiedelt, waren aber
von Latino-Siedlern und Marimbos (Drogenproduzenten) sowie durch Kämpfe zwischen
der Guerilla und der Armee immer tiefer in die Sierra abgedrängt worden. Und selbst hier
wurden sie nicht in Ruhe gelassen, da Missionare darauf bestanden, ihre Seelen zu retten.
1982 hatten die Arhuacos entschieden, dass es ihnen reichte. Sie warfen die Missionare
hinaus und gaben ihrem Dorf seinen ursprünglichen Namen zurück. Aber ihre Probleme
verschwanden davon nicht aus der Welt. Im Jahre 1990 reisten drei Mamos (Alte) der
Arhuaco nach Bogotá, um gegen Übergriffe der Armee zu protestieren. Sie wurden von
Soldaten angehalten, vom Bus gezerrt, gefoltert und ermordet - eine Handlung, die deutlich
bewies, dass ihr Anliegen gerechtfertigt war.
In einer Untersuchung wurden zwei Offiziere einer regionalen Bataillon angeklagt. Keiner
von beiden wurde bestraft. 34
---34 Quelle: Newsletter von Survival International, Nr. 32, 1993. Es handelte sich um Luis Napoleon Torres, Angel
Maria Torres und Antonio Hugues Chaparro.
Nabusímake zu erreichen erwies sich als schwieriger als erwartet. Wir nahmen einen Bus
in die quirlige Stadt Valledupar in den trockenen Weideebenen von Los Llanos am Fuß der
Sierra. Es handelt sich um eine arme, selten besuchte, entlegene Region, die vor allem für
ihre Musik bekannt ist - eine ungehobelte kolumbianische Country-Musik, die Vallenato
heißt - sie besteht aus lärmendem Gesang und Akkordeon-Musik mit Volltempo. Wir ver-
brachten die Nacht in Valledupar. Es gab kaum eine Grund, hier zu verweilen: Das ein-
zig Interessante, was ich sah, war ein Strommast, an den rund fünfhundert Kabel illegal
angeschlossen worden waren. Ich weiß nicht, warum ich mich gerade an diesen erinnern
kann, denn das ist eigentlich in ganz Südamerika ein gängiger Anblick.
Von Valedupar aus fuhren wir mit einem Land Rover, einem Colectivo (Sammeltaxi) nach
Pueblo Bello in die Berge am Fuß der Sierra. Die Stadt hatte ihren Namen nicht wirklich
verdient: Sie bestand aus einer langen, staubigen Straße, die von ein paar schäbigen Läden
flankiert war. Sie unterschied sich kaum von anderen Orten mit Pionier-Flair, in denen die
Männer Cowboy-Hüte trugen.
Search WWH ::




Custom Search