Travel Reference
In-Depth Information
Die Wohnungsbaugesellschaft verlangte immer noch nicht, dass er auszog. Das Finanzamt
gewährte ihm sogar einen Steuernachlass. Und natürlich (das war die ganze Zeit schon klar
gewesen) musste ich ihm den Rest des Geldes für die Reise leihen.
Gepäck
Das nächste schlechte Zeichen war Marks Gepäck. Melissa und ich waren schwerbeladen
aus dem Flugzeug geschwankt: Unsere Rucksäcke platzten fast von der neuesten ul-
traleichten, Vibram-Goretex-Qualofil-Hydrolite-Aquadril-Pertex-Camping- Ausrüstung in
Expeditions-Qualität. Wir hatten Taschenlampen, Kompasse, Reiseführer, Thermos-
flaschen, Fleece-Pullover, Gore-Tex-Überhosen und den leichtesten Camping-Kocher der
Welt (nicht dass ich das Scheißding überhaupt in Gang setzen konnte). Wir hatten Moskito-
Netze, Angelspulen, DEET, Malaria-Tabletten, sechs Sorten Antibiotika, Fußpilz-Cremes,
Antihistamin-Creme, acht Sorten Verbände, Pflaster und Wundauflagen, sterile Spritzen
und einen Tropen-Verbandskasten. Wir hatten Glukose-Tabletten und hochkonzentrierte
Energie-Riegel für das Überleben im Gebirge. Wir hatten Reisestecker, ultraleichte Reise-
Handtücher in der Größe eines Taschentuchs und Zahnbürsten, denen wir die Enden
abgeschnitten hatten, um Gewicht zu sparen. Wir hatten Schweizer Armee-Klappmesser
sowie Ersatz-Schweizer-Armee-Klappmesser für den Fall, dass wir die die Original-
Schweizer-Messer verloren.
Mark kam mit einem halbleeren Rucksack in Quito an, den er gebraucht gekauft hatte. Ich
sah hinein: Ein Porno-Heft, eine große, gebundene Ausgabe von Stephen Hawkings „A
Brief History of Time“ aus der Chathamer Stadtbücherei, zwei Ersatzgarnituren Klamot-
ten und zwei Dutzend Packungen King-Size-Zigarettenpapier. „Ich weiß nicht, ob es hier
Rizlas gibt“, erklärte er. „Wo ist das Zelt?“, fragte Melissa. Sie hatte für ihn ein sehr gutes
und sehr teures Zelt organisiert, das ihm eine Freundin von ihr leihweise überlassen wollte.
„Naja, wir hatten mit Johns Auto auf dem Weg zum Flughafen eine Panne. Der Penner war
außerdem blau und kam sowieso zu spät, also hatten wir keine Zeit, es abzuholen. Ich hab
aber das hier.“ Mark zog eine dünne Seidenjacke heraus. „Habt ihr gewusst, dass Seide das
wärmste Material ist, das die Menschheit kennt? Außerdem habe ich noch … das hier.“
Er schwenkte etwas, was aussah wie eine kleine Tasche aus Alufolie. „Astronauten ben-
utzen das. Es reflektiert die Wärme nach innen.“ Mark begann eine lange, wissenschaftlich
anmutende Erklärung über verschiedene Arten von Wärmeverlust. Es hatte keinen Sinn,
mit ihm zu diskutieren. Entweder er verwirrte einen mit Wissenschaft oder er redete ein-
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