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näherte sich von hinten ein dunkel gekleideter Mensch, männlichen Geschlechts
auf einem alten schwarzen Fahrrad.
»Wo wöllets Ös na hi?« So oder so ähnlich hörte es sich, an was er mir entge-
genrief. Die Bremsen schrien erschrocken auf, als er neben mir zum Stehen kam.
Ich erklärte ihm, wohin ich wollte.
»Kummat `s. Mia müssat durchs Loch. Ich bring Ihna hie, wanns recht is.« Er
bemühte sich, deutlich hochdeutsch, zu sprechen. Ich versicherte ihm, dass es
durchaus »recht« wäre und wir fuhren los.
Es ging zwischen Kleingärten hindurch, hinter deren Zäunen sich kleine
Häuschen duckten. Manchmal ließ sich auch der Main für einen Augenblick sehen.
Dann kam wieder ein Stück begrüntes Brachland. Mein Begleiter strampelte
munter neben mir und ich erfuhr einen Teil seiner Lebensgeschichte, so weit ich
eben diese seltsame Sprache, die er benutzte und die ich für eine Art odenwälder
Fränkisch hielt, enträtseln konnte.
Einundsechzig Jahre wäre er jetzt alt und seit seinem sechsundfünfzigsten
Lebensjahr arbeitsunfähig geschrieben. Wegen Diabetes. Und jeden Tag würde er
zweiundzwanzig Kilometer mit dem Fahrrad fahren.
»Das hilft gegen die Schmerzen,« erklärte er mir.
»Wirklich!« fügte er nachdrücklich noch hinzu, obwohl ich keinen Zweifel
geäußert hatte.
In der Ferne bewölkte sich der Himmel. Ein leichter Wind kam auf. Die Blätter
an den Büschen neben uns bequemten sich zu einem ersten schüchternen
Rascheln.
Plötzlich verlangsamte er das Tempo.
»Eigentlich ... äh! ... eigentlich ...«
»Was?«
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