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Eigentlich ist das da gar nicht der gute Campingplatz, der da vorne. Der gute
Campingplatz ist auf der anderen Seite vom Main, beim Kanu-Verein.«
Das fällt dem guten Mann reichlich spät ein, dachte ich. Auf die andere Main-
seite wollte ich auf gar keinen Fall zurück. Außerdem musste man sich in der Re-
gel bei diesen von Vereinen betriebenen Plätzen vorher anmelden. Sonst konnte
es passieren, dass gar niemand vor Ort war und der Zugang zu den Duschen ver-
sperrt. Also fragte ich:
»Was ist denn so schlecht da vorne?«
»Teuer, teuer!« Er stöhnte voll Mitgefühl.
Das konnte ich verstehen und bekam es am nächsten Tag auch zu spüren. Wir
radelten schweigend weiter zwischen den jetzt munterer raschelnden Blättern der
Bäume und Sträucher auf die dichter und dunkler werdenden Wolken zu, bis er
abbremste und verlegen sagte: »Ich muss itzig umdrahn. Dia mögat mi net, die
da.« Er zeigte mit ausgestrecktem Arm geradeaus, wobei unklar blieb, ob er die
aufziehenden Wolken meinte, oder die geldgierigen Besitzer des Campingplatzes.
Er wendete sein Rad.
»Griaß Ihna God. Und kummad guad aah.«
Mit diesem frommen Wunsch machte er sich auf den Rückweg.
Der Campingplatz zeigte sich als großes gepflegt wirkendes Wiesengelände
mit vereinzelten Bäumen und Büschen. Ich suchte mir einen Platz mit freiem Blick
auf den Main. Dann machte ich mich trotz des sich immer mehr verdunkelnden
Himmels auf den Weg in den Ort. Am Ende der Hauptstraße fand ich ein kleines
Schreibwarengeschäft, in dem ich als Ersatz für mein aufgelöstes Notizbuch ein
kleines Oktavheftchen erwarb, um wenigstens meine Tagesetappen festhalten zu
können.
Dem Hinweis auf das über dem Ort thronende Kloster Engelberg wagte ich,
wegen des beginnenden Donnergrollens, nicht zu folgen. Stattdessen versorgte
ich mich bei einem Metzger mit frischem Leberkäse und Brötchen. Dann klingelte
mein Handy und ich berichtete, mit Donnergrollen und dem Geläut der Kloster-
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