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»Das ist die einzige Möglichkeit«, schloss er sich meiner Meinung an. Er wirkte
jetzt leicht verunsichert. Vermutlich war er sich im Zweifel darüber, ob er mir seine
Hilfe anbieten sollte odernicht. Dannentschied er, dassdieZeit derPfadfinder und
guten Taten vorbei war, und ließ mich allein zurück.
Ich war wütend. Nicht auf den jungen Mann. Nein, ich war wütend auf dieses
Hindernis, das sich mir da in den Weg stellte und die Plackerei, die ich damit hatte.
In dieser Stimmung riss ich die Packtaschen vom Gepäckträger und schaffte sie
die Treppe hinauf und danach das Rad. Ich überwand den Engpass in Etappen,
indem ich erst die Taschen um jeweils ungefähr zehn Meter vorausschleppte und
dann das Rad hinterher schob. Die ganze Zeit über saß mir die Angst im Nacken,
dass mir ein anderer Radfahrer begegnen könne und dann der von dem jungen
Mann beschriebene Streit um die Vorfahrt entbrennen würde. Aber ich hatte Glück.
Zumindest was diese Gefahr anging.
Als die Brücke hinter mir lag, der Damm breiter wurde, hielt ich das Ereignis im
Bilde fest.
Bald, nachdem ich wieder aufgeladen hatte und im Sattel saß, endete der
Damm an einer Bundesstraße mit Radweg. Der befand sich natürlich auf der an-
derenStraßenseite. IchmussteBordsteinkanten überwinden,alsoabsteigen,mein
Gefährt herunterheben, schieben, über die andere Kante hieven und wieder auf-
steigen. Nicht viel später, ich wollte gerade beschleunigen, geschah es.
Ein kurzer Knall. Ein schleifendes Geräusch. Das rechte Pedal blieb hängen.
Der Lenker drehte zur Seite. Ich sprang ab. Der rechte Packsack lag auf der
Erde. Die hintere Klippmechanik hatte sich gelöst. Ein kleiner Bolzen war heraus-
gesprungen. Eine winzige Feder hatte sich für immer verabschiedet. Auch ein
Suchen mit der Lupe brachte sie nicht wieder zum Vorschein. Ohne diese Feder
hielt die Klippmechanik nicht. Da stand ich nun nur wenige Kilometer von meinem
Tagesziel entfernt und hatte schon wieder ein Problem.
Dabei hatte der Tag so schön begonnen. Auf guten Straßen, zwischen un-
gemähten Wiesen, neben bewaldeten Hügeln an kleinen Ortschaften vorbei war
es gegangen; auf schmalen Brücken über die Lahn, die wie ein flacher nord-
deutscher Wiesenfluss vor sich hin trödelte und nur manchmal übermütig über
ein paar Steine hüpfte, um zu zeigen, wie jung sie doch eigentlich war; einmal
auch unter einem grünen Blätterdach auf einem Wirtschaftsweg durch ein Stück
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