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Als Etappenziel war Rödinghausen hinter dem Wiehengebirge am Ende des
Nördlichen Teutoburger Waldes vorgesehen. Dort sollte es eine Jugendherberge
geben. Den nächsten Campingplatz erwartete mein Routenplan erst nach ca. 186
km. Das war entschieden zu weit für einen Hobbyradler ohne Ehrgeiz.
Zunächst ging es parallel zum See nach Lemförde. Es wurde leicht diesig. Die
Sonne brannte nicht mehr völlig unverschleiert herab. Von Lemförde aus musste
ich nach Westen in Richtung Brokum, von dort weiter, fast bis Oppenwehe und
dann vorwiegend nach Süden, über Oppenwehe nach Niedermehnen. Damit war
ich den Stemweder Berg ausgewichen.
Es war ein angenehmes Fahren auf den sonntäglichen beinahe autofreien
Landstraßen. Irgendwie fand ich den Weg nach Getmold und von da auf dem Rad-
weg neben einer übermannshohen Hecke unter dem jetzt mit dunklen Wolken be-
deckten Himmel nach Preussisch Oldendorf. Das Dorf machte einen sehr kom-
pakten und aufgeräumten Eindruck auf mich. Möglicherweise lag das auch am
Namen. Von da an ging`s bergauf bis Rödinghausen. Als ich nach mehreren An-
läufen den Ortskern erreicht hatte, sah ich, dass es sich um einen sehr gepflegten
Kurort mit einem eleganten Touristen-Zentrum handelte. Das Touristen-Zentrum
hatte geschlossen. Also Mittagspause, nahm ich an. Das war auch ohne Bedeu-
tung, denn es gab einen Wegweiser mit einem hübsch gemalten Hinweisschild zur
Jugendherberge.
Die schmale Straße führte steil bergan. Ich musste schieben. Aus einem
schwarzen Daimler stieg ein älteres, sonntäglich gekleidetes Paar. Ich wurde
stirnrunzelnd gemustert. Ich hatte den Eindruck, der Mann im hellen, grauen An-
zug wolle etwas zu mir sagen. Er ließ es dann aber nach kurzem Zögern, hakte
seine Begleiterin unter und schob mit ihr davon. Die Wolken hatten sich wieder
gelichtet. Die Sonne zeigte ihre Kraft. Ich schwitzte. 1,5 km können einem ganz
schön lang werden.
Endlich stand ich vor der Jugendherberge. Ein relativ großer aufgeräumt
wirkender Gebäudekomplex. Sogar die Geräusche hatte man weggeräumt. Es
herrschte Totenstille. Niemand war zu sehen. Hinter dem Haupteingang gespen-
stisches Dunkel. Keine Klingel. Ich ging zum Nebeneingang. Nichts. Hinter einem
Fenster lange Tische. Darauf Stühle mit den Lehnen nach unten. Kein Mensch ließ
sich sehen. Nichts rührte sich.
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