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Zweiter Tag
Die Sonne schien freundlich und harmlos, als wäre nichts geschehen. Auf den
Gräsern ringsum glitzerten Wassertropfen wie Brillanten. Das Zelt dampfte. Ich ging
duschen.
Auf dem Kiesweg vor den Duschräumen standen zwei grauhaarige Männer in
Trainingsanzügen. Im Vorbeigehen hörte ich, dass der Blitz in der Nacht die ges-
amte Elektrizitätsversorgung des Ortes lahmgelegt hatte.
Ich duschte, solange es meine Duschmarke erlaubte.
InzwischenhattedieSonnedemGrasseinenSchmuckgeraubt.DasZeltjedoch
war immer noch nass. Ich holte meinen kleinen Kocher hervor und bereitete mir
einen Becher Tee. Ringsum wurden Gegenstände aus den Zelten gezerrt und zum
Trocknen ausgelegt. Ich bekam Hunger. Frühstück hatte ich keines dabei.
Der kleine Imbiss hatte schon geöffnet. Ich bestellte Rühreier mit Brot. Die mit
den hübschen Beinen war nicht da. Eine Dicke mit zotteligen schwarzen Haaren
und Sprachschwierigkeiten nahm meine Bestellung nur zögernd entgegen. Sie ver-
suchte, mich zu Rührei mit Bratkartoffeln zu überreden. Ich aber bestand auf Brot
á la carte. Endlich gab sie meinen Wunsch kopfschüttelnd an die Küche weiter
und unterhielt sich dann mit einem Graubärtigen mit Halbglatze, der schwankend
an der Theke Halt suchte und nach irgendwelchen Saufkumpanen fragte. Es war
nicht auszumachen, ob er noch - oder schon wieder betrunken war. Er lud die Kell-
nerin zu einem Korn ein. Nachdem der getrunken war, bekam ich mein Essen. Es
sah lecker aus und schmeckte auch so. Ich bestellte ein Kännchen Kaffee dazu,
was diesmal ohne Einwände hingenommen wurde. Während ich aß, füllte sich der
Raum vor der Theke mit Männern. Alles Freunde des Graubärtigen. Sie unterhiel-
ten sich flüsternd und schickten misstrauische Blicke zu mir herüber. Anscheinend
war es hier nicht üblich morgens feste Nahrung zu sich zu nehmen. Hier wurde der
Tag mit dem begonnen, mit dem die Nacht geendet hatte und das war flüssig und
hochprozentig.
Während ich frühstückte, hatte die Sonne mein Zelt getrocknet. Ich packte, be-
lud mein Stahlross und machte mich auf den Weg.
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