Travel Reference
In-Depth Information
pielen, bis man das Beste aus dem Geshät herausgeholt hat. Ih kann es kaum
glauben, wie professionell und abgebrüht das im Slum abläut und wie naiv ih mih
über jeden Taush gefreut habe, so dass meine eingetaushten Gegenstände mehr an
Wert verloren haben, bis es shließlih nur noh fünf Kilo Tee waren. Kein Wunder,
ih war einfah zu ehrlih.
Mit dieser Erkenntnis über die Kunst des Taushens ziehe ih weiter durh den
Slum und besuhe die sogenannte Müllstraße, einen völlig surrealen Ort. Eine riesige
Pipeline führt überirdish durh den Slum, sie ist jedoh kaum noh zu sehen, da
meterhoh Müll um sie herum aufgestapelt ist, auf dem wiederum Menshen leben.
Kleine Kinder stapfen durh Müll, zwishen toten Hunden und Kloaken hindurh.
Ih trete versehentlih in der Müllstraße mit meinen ofenen Shlappen in eine der
Kloaken und bekomme Angst, dass ih mih mit irgendwelhen Krankheiten iniz-
iere.
Dann inde ih mih in einer Gegend wieder, die durh riesige Berge von Re-
cyclingshrot geprägt ist. Überall beinden sih hohe Berge aus alten Computern,
Kinderspielzeug, leeren Joghurtbehern und sonstigen Kunststofprodukten, die wir
im Westen weggeworfen haben. Hier wird unser Luxusshrot kostengünstig au-
seinandergeshlagen und nah Größe und Material sortiert, um shließlih nah
einem Verbrennungsprozess in Form von kleinen Plastikkugeln wieder zu neuen
Plastikprodukten verarbeitet zu werden.
In den engen Gassen des Slums laufen rußgeshwärzte Menshen mit großen Säk-
en voller Plastikshrot neben mir her. Ih gehe in eine der Recyclinghallen und beo-
bahte, wie unter shwahem Neonliht Männer alte Fernseher mit großen Hämmern
zershlagen. Es ist so laut, dass mir die Ohren wehtun. Ih sprehe mit ihnen und
frage, was genau sie dort mahen. Sie erzählen mir, dass der Shrot aus Europa und
den USA angeliefert wird und sie ihn für 25 Eurocent die Stunde verarbeiten. Ih
shaue in einen der Säke und inde Kinderspielzeug aus Deutshland, das vor zwan-
zig Jahren auh in meinem Kinderzimmer gestanden haben könnte. Zwar sind die
Raumstation und das Teleskop niht dabei, aber viele andere kleine Figuren erkenne
ih wieder, und die häten sih siherlih niht erträumt, nah einer glüklihen Zeit
in einem deutshen Kinderzimmer ein solhes Ende im Slum von Dharavi zu inden.
Ih frage mih, ob die Entsorgung unseres Luxusshrots durh billige Slumarbeiter
in Indien eine angemessene Form des Austaushs zwishen Europa und Indien ist.
Zwar shaft das in Indien Arbeitsplätze, aber es hinterlässt ein sehr ungutes Gefühl,
 
Search WWH ::




Custom Search