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Unser Luxusschrott im Slum
Bevor ih die Seide auf den australishen Taushmarkt werfen kann, vergeht noh
eine Wohe in der 14-Millionen-Metropole Mumbai. Die Fahrt vom Flughafen in die
Innenstadt ist nur shwer zu ertragen, da sih am Straßenrand endlose Slums aus
Blehhütten aneinanderreihen und überall betelnde Menshen zu sehen sind. Ih
hate mih nah der Armut um Bangalore herum niht auf noh shlimmere Bilder
eingestellt. Aber das, was Mumbai zu bieten hat, ist einfah nur shokierend. Die
nähsten Tage liege ih krank im Bet, wahrsheinlih wegen Bakterien, die durh
das Essen in meinen Darm gelangt sind, vielleiht haben die Bilder der Armut meine
Anfälligkeit aber auh noh verstärkt. Ih habe kaum Energie, vor die Tür zu ge-
hen, und sehne mir den Flug nah Australien herbei. Doh höre ih mih auh um,
wer von den 14 Millionen Menshen in Mumbai etwas mit Taushkultur zu tun hat.
Die Antworten gehen immer wieder in eine Rihtung: der Slum. 55 Prozent der Ein-
wohner dieser Stadt, also fast aht Millionen Menshen, leben in Slums, und dort
sheint Taushhandel wohl üblih zu sein.
So besuhe ih Dharavi, den größten Slum Asiens, in dem auf gerade mal zwei
uadratkilometern angeblih eine Million Menshen leben sollen. Die Umstände
dort sind, wie zu erwarten, desaströs. Armut, Blehhüten, enge Gassen, in denen
die Stromleitung bis auf eine Höhe von 1,50 Meter auf die Straßen herunterhängt,
stinkende Kloaken und überall Menshen, die mir alle ausgesprohen freundlih
begegnen! Kinder wie Erwahsene kommen auf mih zugelaufen und wollen unbe-
dingt mit mir aufs Foto. Wow, was für ein Empfang von Leuten, die wissen, dass ih
um so vieles reiher bin als sie.
Später trefe ih Chandarei, eine ältere Frau, die auf ihrem Kopf eine große Shüs-
sel mit Töpfen und Plastikshalen trägt. Sie erzählt mir, dass sie seit vierzig Jahren
täglih Shüsseln und Shalen gegen Second-Hand-Klamoten tausht, um diese dann
wiederum gewinnbringend zu verkaufen. Ihre Tätigkeit erinnert mih an Simon, den
Barter-Proi aus Köln, der nah einem ähnlihen Prinzip arbeitet, aber niht im Slum,
sondern auf Unternehmensebene in Deutshland. Interessant, so untershiedlih Si-
mon und Chandarei sind, so sehr ähnelt sih ihr Taushkonzept. Beide taushen und
verkaufen die Taushprodukte gewinnbringend an Nishenabnehmer. Ih beobahte,
wie Chandarei von Slumhüte zu Slumhüte geht und die Töpfe und Shüsseln an-
preist und dann bei Interessenten gegen alte Kleidung eintausht, wobei sie ständig
unzufrieden zu sein sheint. Ihr Kollege erklärt mir, dass das zum Taushhandel
dazugehöre, immer ein Pokerface aufzulegen und so lange Unzufriedenheit vorzus-
 
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