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Im Tausch-Tal der Tränen
Kafeemashine und Elektroentsater begleiten mih also, als ih mit Saneer, einem
24-jährigen indishen Taxifahrer, in die Tee-Berge von Munnar fahre, eine Region
auf über 1000 Höhenmeter, die ausshließlih aus grünen Hügeln besteht, komplet
mit Teeplanzen bedekt. Diese Hügel, die bis zum Horizont grün leuhten, sind ein
unglaubliher Anblik, sie sehen aus, als seien sie mit Moos bedekt.
Bevor ih diese Landshaten aber zu sehen bekomme, muss ih erst die indishe
Straßenverkehrsshulung Teil 2 über mih ergehen lassen. Saneer sheint sih vorgen-
ommen zu haben, die fünfstündige Autofahrt auf einer sehr stark befahrenen Streke
auf eine halbe Stunde zu verkürzen. Wie der Taxifahrer am Flughafen vor ihm, rast
er wie ein Verrükter durh den Straßenverkehr und überholt alles, was er mit seinem
Auto abhängen kann. Dabei ist es ihm völlig egal, was sih auf der Gegenfahrbahn
beindet, ein anderes Auto, ein LKW oder ein Auto, neben dem sih außerdem noh
ein Motorrad vorbeizuquetshen versuht. Mir ist immer noh unklar, wie Saneer es
shaft, zwishen den Autos hindurhzukommen, ih weiß nur, dass er dabei Gas gibt.
Mih pakt die Angst, und ih bite ihn, vorsihtiger zu fahren. Er laht und meint
nur: »Europäishe Leute, immer Angst!« Okay, ih hab's verstanden. Ih bin als
europäishes Weihei gebrandmarkt, nur weil ih niht an Wiedergeburt glaube und
mein Leben zumindest niht heute beenden möhte. Saneer maht munter weiter.
Links, rehts, durh die Mite, hupen, Autos shneiden, Autos ausbremsen, so diht
wie möglih auf Autos aufahren. Nah einer halben Stunde habe ih das System,
das sih dahinter verbirgt zwar immer noh niht durhshaut, aber ih merke all-
mählih, dass der Wahnsinn immer irgendwie gut geht. Saneer erklärt mir, während
eines Überholmanövers, bei dem er zwishen einem Tuk Tuk und einem LKW stekt,
dass er zwar mal eine (heilige) Kuh ins Jenseits gefahren habe, sonst aber alles ganz
gut laufe. Irgendwie nimmt meine Angst ab, wahrsheinlih weil mein Körper niht
mehr Adrenalin ausshüten kann, und ih entspanne mih und nehme den Zik-
Zak-Kurs auf Höhstempo hin. Nah einer Weile werde ih sogar übermütig und
frage Saneer, ob er während der Fahrt drei Sekunden die Hände vom Lenkrad neh-
men kann. Er maht es und laht. Ih lege nah: »Five seconds!« Saneer maht es
wirklih. Nah knapp fünf Sekunden bite ih ihn, den Versuh abzubrehen. Wahr-
sheinlih häte Saneer auh noh das Spiel Freihändig durh die Serpentinen nah
Munnar mit mir gespielt. Ih habe es niht mehr ausprobiert.
Dabei ist das Risiko, bei diesem Fahrstil umzukommen, übrigens gar niht so klein,
zumal Indien den traurigen Weltrekord in der Unfallstatistik hält: Jährlih sterben
 
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