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Heinrich der Seefahrer -
der Weise aus Sagres
Heinrich der Seefahrer, eigentlich Henrique, Sohn
von König João I. von Portugal, wurde am 4. März
1394 geboren. 1415 eroberte der Infant die Ha-
fenstadt Ceuta und wurde mit ihrer Verwaltung
betraut. Hier, an der Straße von Gibraltar, wurde
wahrscheinlich sein Interesse an der Seefahrt
geweckt. Als Henrique drei Jahre später zum
Großmeister des Christusordens ernannt wurde,
sah er seine große Stunde gekommen. Der Or-
den hatte die Nachfolge der vom Papst aufge-
lösten Tempelritter angetreten und auch deren
Reichtümer übernommen. Endlich besaß Henri-
que die Mittel, sich seiner einzigen Leidenschaft
zu widmen: der Erforschung der See.
In Sagres im Südwesten Portugals gründete
er eine Seefahrerschule und -akademie, in der
Reiseberichte und Karten gesammelt und stu-
diert wurden. In der angeschlossenen Werft
wurde angeblich der Segelschifftyp der Karavel-
le entwickelt, der den herkömmlichen Schiffen
weit überlegen war. Kapitäne wurden geschult
und auf Entdeckungsreisen geschickt. Erste
Frucht der Bemühungen war die „Entdeckung“
beziehungsweise Inbesitznahme des Madeira-
Archipels 1419, gefolgt von den Azoren und den
Kapverdischen Inseln. Heinrichs Karavellen se-
gelten an der afrikanischen Küste aber noch
weiter nach Süden bis zum Mündungsgebiet
des Gambia River (heute Senegal/ Gambia). Spä-
tere Forschungsfahrten, wie die Umseglung des
Kaps der guten Hoffnung durch Bartolomeu
Diaz, wären ohne die akribische Vorarbeit der
Akademie von Sagres undenkbar gewesen.
Heinrich selbst, der schon bald den Beinamen
O Navegador, der Seefahrer, erhielt, nahm an
keiner dieser Fahrten teil. Er dirigierte sie nur aus
seinem dem Wind und den Wellen ausgesetzten
Domizil am südwestlichsten Zipfel Europas. Er
starb am 13. November 1460.
len der damals bekannten Welt. Die zu
jener Zeit nach Madeira gebrachten flä-
mischen Kunstwerke aus der Hand be-
rühmter Maler wie Rogier Van der Wey-
den waren als „versilberter Zucker“ si-
chere Geldanlagen. Heute bilden sie den
Grundstock des Museums Arte Sacra in
Funchal. Im Kontrast zum Reichtum der
zumeist ausländischen Investoren stan-
den die Lebensbedingungen der einfa-
chen Bevölkerung. 1485 kam es zur ers -
ten Hungersnot, der noch zahlreiche
weitere folgen sollten, denn von Anfang
an wurde nicht zur Selbstversorgung,
sondern nur für den Export gepflanzt.
Im Jahre 1508 erhielt Funchal die
Stadtrechte und ein eigenes Wappen, in
dem sich die Quelle des madeirensi-
schen Wohlstands spiegelte: fünf Zu-
ckerhüte. Der Reichtum lockte nun auch
vermehrt Freibeuter an, so dass Funchal
mit einer Stadtmauer zur See hin gesi-
chert werden musste. 1514 wurde die
Diözese Funchal gegründet, die fortan
für alle überseeischen Besitzungen Por-
tugals zuständig sein sollte. Bereits 1521
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