Travel Reference
In-Depth Information
Nikolaikirche
Angesichts der Tallinner Hansetradi-
tion erstaunt es nicht, dass deutsche
Kaufleute, die Anfang des 13. Jh. über
Gotland nach Tallinn gekommen wa-
ren, eine Kirche bauten, die sie dem
Schutzpatron der Seefahrer und Kauf-
leute widmeten, dem heiligen Niko-
laus . Die spätgotische Steinkirche wur-
de, wie auch andere Gotteshäuser im
Ostseeraum, als Wehr- und Speicher-
gebäude genutzt. Da zur Zeit ihrer Er-
bauung noch keine schützende Mau-
er die Unterstadt umgab, fiel der Turm
mächtig und hoch aus. Der Dachspei-
cher diente dazu, Waren zu lagern.
Im 15. Jh. fing man an, die Kirche zur
Basilika umzubauen. Es heißt, sie sei
die einzige Kirche der Unterstadt, die
während des Bildersturms in der Re-
formationszeit unversehrt blieb, weil
der Kirchenvorsteher Zinn in die
Schlösser goss, um eine Stürmung zu
verhindern.
Bis zum Zweiten Weltkrieg nutzte
die deutsche Gemeinde das Gottes-
haus, das 1944 bei einem Bombenan-
griff der Sowjetarmee stark beschädigt
wurde. Fast das ganze Viertel um die
Kirche wurde dabei zerstört. 1982 fiel
sie einem Brand zum Opfer.
Nach einer erneuten Restaurierung
dient die Nikolaikirche heute als
Zweigstelle des Estnischen Kunstmu-
seums. Herausragende Exponate sind
der kostbare ehemalige Hauptaltar der
Kirche, der 1482 vom Lübecker Meis-
ter Hermen Rode mit bemalten Holz-
skulpturen versehen wurde, ein Frag-
ment des „Totentanz“ von Bernd Not-
ke aus Lübeck sowie eine historische
Silbersammlung, die unter anderem
das Silber der Schwarzhäuptergilde
beinhaltet.
Niguliste-Museum und Konzertsaal in
der Nikolaikirche, Niguliste 3, Tel. 6314330
(Info), 6449903 (Eintrittskarten), www.ekm.
ee/niguliste, Mi-So 10-16.30 Uhr.
Michaeliskirche
Geht man von der Nikolaikirche die
Rüütli-Straße hinunter, gelangt man zu
einem schlichten, turmlosen Gebäude
aus dem 16. Jh.: der schwedischen Mi-
chaeliskirche (Rüütli 7/9). Ursprüng-
lich war sie als sogenanntes Neues Sie-
chenhaus und Armenspital erbaut
worden, wurde aber ab dem 18. Jh.
von der schwedischen Gemeinde in
Tallinn als Kirche benutzt. Zu Sowjet-
zeiten hat man das im Krieg stark be-
schädigte Gebäude zu einer Sporthal-
le umfunktioniert, bis es 1992, nach-
dem Estland seine Unabhängigkeit
wiedererlangt hatte, an die schwe-
dische Gemeinde zurückgegeben
wurde.
Oberstadt/Domberg
Das kurze und das lange Bein
„Warum hinkt Tallinn?“ lautet eine
beliebte Scherzfrage, die Touristenfüh-
rer den Besuchern der Stadt stellen.
Die Antwort lautet: Weil die Stadt ein
kurzes und ein langes Bein hat. Frage
und Antwort beziehen sich auf zwei
Straßen, die Ober- und Unterstadt mit-
einander verbinden: Lühike jalg („kur-
zes Bein“) und Pikk jalg („langes
Bein“). Im Deutschen werden sie auch
 
Search WWH ::




Custom Search