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menschenleer ist. Besonders abends
zieht die von innen beleuchtete Säule
mit der Retro-Ästhetik die Blicke der
Passanten an. Laima ist eine lettische
Schokoladenmarke mit einer sehr lan-
gen Tradition. In der litauischen und
lettischen Mythologie ist Laima die
Schicksalsgöttin und Göttin des Glücks.
Das Unternehmen wurde im 19. Jh.
von einem gewissen Theodor Riegert
gegründet und war zu seiner Zeit der
größte Süßigkeitenhersteller des Balti-
kums. Seit der Unabhängigkeit Lett-
lands 1990 wuchs das Unternehmen
sehr erfolgreich, konnte aber die
Übernahme durch einen internationa-
len Riesen bisher vermeiden. Laima
gilt im ganzen Land als Synonym für
Schokolade.
Das Schönste am Freiheitsboulevard
ist seine Lebendigkeit: Ältere Damen
füttern Tauben, junge Mütter und Vä-
ter gehen zum Spielplatz im Park, Ju-
gendliche treffen sich, Inlineskater
können sich austoben und Passanten
spazieren in die Altstadt.
Doch die größte Attraktion des Bou-
levards ist unumstritten: Inmitten der
Fläche ragt das Freiheitsdenkmal (Br¦-
v¦bas piemineklis) in den Himmel, das
nicht zufällig an die New Yorker Sta-
tue of Liberty erinnert, wenn es auch
nicht ganz so hoch ist: Eine Frauen-
figur reckt die Arme hoch. Sie hält drei
Sterne - Symbole für die drei großen
historischen Regionen Lettlands (Kur-
land, Livland und Lettgallen). Die grün-
liche Figur ruht auf einer schlanken,
grauen Steinsäule, an deren unterem
Ende überlebensgroße, in Stein ge-
meißelte Freiheitskämpfer für die letti-
sche Unabhängigkeit stehen. Am Fuß
der Figuren prangt in großen Lettern
die Widmung „Tevzemei un Brivibai“
(„dem Vaterland und der Freiheit“).
Zu beiden Seiten des massiven, brau-
nen Sockels stehen zwei Soldaten Spa-
lier. Immer wieder wechseln sie in ge-
nauestens einstudierten Ritualen ihre
Position, marschieren gemeinsam nach
rechts und links und nehmen dann
wieder ihre Plätze ein.
Ständig bringen Privatleute frische
Blumen zum Denkmal, um so an den
langen, brutalen und mühsamen Frei-
heitskampf der Letten im 20. Jh. zu er-
innern. Der Bildhauer K…rlis Zale ent-
warf die Statue in den 1930er Jahren
- als Lettland zwei Jahrzehnte lang un-
abhängig war. Die Sowjets degradier-
ten das Denkmal zur Insel in einem
Kreisverkehr. Mit dem Erwachen der
lettischen Nationalbewegung zu Zei-
ten von Glasnost und Perestroika wur-
de es aber wieder zum Bezugspunkt
aller patriotischen Letten und entwi-
ckelte aufs Neue eine große symboli-
sche Bedeutung. Nach der Wiederge-
winnung der Unabhängigkeit wurde
eine große verkehrsfreie Zone rund
um das Freiheitsdenkmal eingerichtet.
Gleich nebenan findet sich der Mitte
des 19. Jh. künstlich aufgeschüttete
Basteihügel (Bastejkalns). Auch der
kleine Hügel hat eine besondere Be-
deutung für den Freiheitskampf, denn
hier starben 1991 zwei Kameramän-
ner, als sie die Auseinandersetzung
zwischen Letten und sowjetischen mi-
litärischen Spezialeinheiten filmen woll-
ten. Denkmalsteine auf dem Hügel eh-
ren heute ihr Andenken.
 
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