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Rund um die Kathedrale
Gouvernements. Die Wirtschaft erhol-
te sich, Vilnius begann zu wachsen
und war 1811 mit 56.000 Einwohnern,
nach Moskau und St. Petersburg, die
drittgrößte Stadt Russlands. Die Uni-
versität erlebte eine neue Blüte.
1812 zog Napoleon auf seinem
Marsch nach Moskau in Vilnius ein
und setzte eine litauische Regierungs-
kommission ein. Wenige Monate spä-
ter kehrte er mit seinen geschlagenen
Truppen zurück, bevor der russische
General Kutuzov einmarschierte. In
Vilnius kamen rund 40.000 Soldaten
Napoleons ums Leben, viele davon
verhungerten und erfroren. Nach den
Aufständen gegen die Zarenherr-
schaft von 1825 und 1831 verstärkte
sich die Unterdrückung und Russifi-
zierung. 1832 wurde die Universität
geschlossen.
Durch den Eisenbahnbau zwischen
Warschau und St. Petersburg 1860-
1869 kam es zu einem erneuten
Wirtschaftsaufschwung und die Ein-
wohnerzahl erhöhte sich bis 1897 auf
154.000, davon 64.000 Juden, deren
Anzahl bis 1919 sogar auf 100.000
stieg. 1896-1902 wird Vilnius Zen-
trum der „nationalen Wiedergeburt“.
Die Politik spielte sich von 1915 bis
heute (außer der Interimszeit 1920-
39) vorwiegend in Vilnius ab, sodass
hier auf das allgemeine Kapitel „Ge-
schichte“ verwiesen sei. In der Sowjet-
zeit 1945-90 waren 30 der 40 Kirchen
und Kapellen von Vilnius geschlossen.
Kathedralenplatz
Der natürliche Ausgangspunkt für
einen Rundgang durch Vilnius ist der
Kathedralenplatz (Arkikatedros aikš-
te), sowohl zum Besichtigen als auch
zum Erleben. Hier schlägt das Herz
von Vilnius, hier kreuzen sich alle Fä-
den, hier pulsiert das Leben. Er ist ein
beliebter Rendezvous-Platz, er ziert
die Rückseite der 50-Lt.-Note. Hier
fanden 1988-90 viele Kundgebungen
im Unabhängigkeitskampf statt. An
der Stelle, wo am 23. August 1989 die
595 km lange Menschenkette begann
bzw. endete, wurde eine Platte mit
der Inschrift „Stebuklas“ (Wunder) in
den Boden eingelassen. Wer sich et-
was wünscht, muss darauf treten, den
Wunsch äußern (aber nicht verraten),
die Augen schließen und sich dreimal
im Uhrzeigersinn drehen. Man findet
sie halbwegs zwischen Kathedrale und
Glockenturm, die den Platz dominie-
ren und schon von weitem ins Auge
fallen.
Der Kathedralenplatz war die Keim-
zelle der Stadt. An der Stelle der Ka-
thedrale befand sich seit ältester vor-
christlicher Zeit eine religiöse Kult-
stätte (s.u.). Rund um die heutige Ka-
thedrale erhob sich zur Blütezeit des
Litauischen Reiches die Untere Burg,
eine befestigte Stadtanlage in Form ei-
ner hölzernen Vorburg mit Türmen
und Wällen, die am Fuß des Hügels,
während die eigentliche Festung, die
Obere Burg, auf dem Hügel errichtet
wurde. Die Vilnia verlief damals aber
in einer Schleife westlich um den
 
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