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te Prozentsatz in Europa (s. Exkurs „Je-
rusalem des Nordens“). Nach der Un-
abhängigkeit emigrierten viele nach
Israel.
Weitere kleine Minderheiten sind
Ukrainer, Letten und Roma und
Sinti, die im 15. Jh. zugewandert sind,
mehrheitlich ihre eigene Sprache spre-
chen. Zwei besondere Volksgruppen
in Litauen sind die etwa 5100 Tataren,
die überwiegend in und um Vilnius le-
ben, dem muslimischen oder russisch-
orthodoxen Glauben angehören und
noch zu 30 % ihre eigene Sprache
sprechen, sowie die etwa 150 Karäer
(s. Exkurs „Die Karäer“).
Die rund 2000 verbliebenen Deut-
schen leben über das ganze Land ver-
streut und sprechen zu etwa 40 %
Deutsch; der Rest spricht Litauisch
oder Russisch. Sie gehören großteils
der evangelisch-lutherischen Kirche
an. Die ersten deutschen Siedler ka-
men bereits im 13. Jh. nach Litauen.
Viele verließen nach 1924 das Memel-
gebiet (s. Geschichtsteil Klaipëda)
oder wurden 1939 ins Deutsche Reich
„heimgeholt“, aufgrund des Nichtan-
griffspakts mit Russland. Die meisten
der noch ansässigen Deutschen flo-
hen 1945 vor der Roten Armee aus
dem ehemaligen nördlichen Ost-
preußen.
Jeder der in Litauen lebenden rund
115 ethnischen Gruppen wird laut Ver-
fassung das Recht auf die Pflege ihrer
Sprache und Kultur sowie der Unter-
haltung eigener Schulen zugestanden,
wenn sie auch die litauische Sprache
lehren. Es existiert ein Gesetz, nach
dem alle Bürger, die vor November
1989 in Litauen ansässig waren, auto-
matisch zu litauischen Staatsbürgern
wurden. Alle nach diesem Datum Zu-
gereisten müssen mindestens zehn
Jahre in Litauen wohnen, um diese
Rechte zu erhalten. Die nicht-ethni-
schen Litauer müssen zuerst die Lan-
dessprache erlernen, wenn sie sich für
einen Staatsjob bewerben. Im Gegen-
satz zu Estland und Lettland mit hohen
russischen Bevölkerungsanteilen hat
Litauen kaum Integrationsprobleme.
Religion
Auch in Litauen richtet sich die Reli-
gion vor allem nach der Volkszuge-
hörigkeit. So sind die Litauer selbst wie
auch die Polen fast alle Katholiken,
die Russen und Weißrussen gehören
vornehmlich der russisch-orthodoxen
Glaubensgemeinschaft an.
Nach Jahrzehnten der Verfolgung
und Entmündigung unter der Sowjet-
Herrschaft gibt es wieder Religions-
freiheit. Viele Priester und Religiöse
wurden damals nach Sibirien ins Ar-
beitslager deportiert oder kamen ins
Gefängnis; das kirchliche Vermögen
wurde beschlagnahmt, die Kirchen
wurden geschlossen und teilweise als
Werkstätten, Sporthallen, Kinos oder
Museen für Atheismus missbraucht.
Die Religion war ein bedeutendes Ele-
ment der Unabhängigkeitsbewegung,
und die Kirchen haben heute wieder
regen Zulauf. Kirche und Staat sind
getrennt, und in den Schulen wird Re-
ligion als Wahlfach angeboten. Die
Kirchen leben meist nur von Spenden,
da sie keine Steuern und staatlichen
Zuwendungen erhalten.
 
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