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Traditionen und Bräuche
über natürliche Phänomene, Sachen
und menschliche Aktivitäten herrsch-
ten. Wälder und Bäume oder auch
Steine wurden angebetet. Man glaub-
te, dass auch unter der Baumrinde
oder im Moos sich Götter aufhielten
und dass die Steine in der Erde wach-
sen und sich fortbewegen.
Die Jahreszeiten spielten eine gro-
ße Rolle, der Mondzyklus war für Aus-
saat, Ernte, manchmal auch für Kriegs-
züge sehr wichtig. Davon zeugen z.B.
Ornamente mit Neumonddarstellun-
gen und Mondgebete. Auch Sonne
und Sterne, Pflanzen und Tiere wur-
den oft auf Schmuckanhängern oder
Ornamenten dargestellt. Der Kult
schuf ein ethisches System mit unge-
schriebenem Gewohnheitsrecht, das
über Jahrhunderte hinweg galt.
Die baltischen Länder verfügen über
einen großen Reichtum an Bräuchen
und alten Traditionen, die sich regional
unterscheiden. Sie stehen aber überall
sehr stark im Einklang mit der Natur.
Die heidnische Naturreligion, der die
Bewohner des Baltikums noch bei Ein-
zug der Kreuzritter im Mittelalter an-
hingen, hat bis heute ihre Spuren hin-
terlassen. Wer mit wachen Augen
reist, kann vielerorts mit Bändern oder
Schildern versehene Naturdenkmäler
finden, die als heilig, heilwirkend oder
energiespendend angesehen werden:
alte Eichen und Linden, (Opfer-)Steine
und Quellen oder Energiezentren wie
die Energiesäule in der südestnischen
Kleinstadt Otepää, die besonders ge-
kennzeichnet sind. Um viele ranken
sich geheimnisvolle Sagen und Mythen.
Feste und Lieder
Der wichtigste Brauch in den protes-
tantisch geprägten Ländern Lettland
und Estland ist die Feier des Johannis-
festes in der Mittsommernacht vom
23. auf den 24. Juni. Wie auch in ande-
ren nordischen Ländern wird in dieser
Nacht ein fröhliches Fest begangen,
mit Lagerfeuern, Blumenkränzen und
dem legendären Kümmelkäse.
Die Letten legen Wert auf die Fest-
stellung, dass sie ein „singendes Volk“
seien. Und tatsächlich: Auf der Straße,
im eigenen Haus oder beim Baden im
See - man hört sie viel singen. Lieder
und Gesang spielen auch in Estland ei-
ne große Rolle. Im Laufe der Ge-
schichte waren Lieder ein Mittel, die
eigene Identität zu erhalten und zu
überliefern. Zur Zeit des „Nationalen
Alte heidnische Kulte
Die Kultur der Balten war durch gro-
ßen Respekt vor der Natur geprägt
und auch die Götter waren mit der
Natur verbunden. Der Himmel war ein
Berg, auf dem viele Götter wohnten,
beispielsweise der besonders verehrte
Donnergott Perkunas, der Himmels-
gott Dievs, die Sonnengöttin Šaulë, der
Mondgott Menes, die Schicksalsgöttin
und Hausgottheit Laima (die in der
christlichen Lehre dann zum Symbol
des Kobolds wurde) und die Waldgöt-
tin Medeinë . Daneben existierten Vel-
nias, der Wächter der Zauberer und
Weisen (der in der neuen Religion der
Teufel wurde), die Erdenmutter †emy-
nasowie viele kleinere Gottheiten, die
 
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