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den Bau der Reichskanzlei in der Voßstraße verwirklichen, bevor der Zweite
Weltkrieg seiner Vision ein Ende bereitete.
Speer wurde im Nürnberger Prozess zu 20 Jahren Haft verurteilt. Den größten Teil
saß er im Kriegsverbrechergefängnis in Spandau ab, wo er ein paar autobiografis-
che Bücher verfasste, darunter Erinnerungen (1969), einen detaillierten Bericht
über die täglichen Vorgänge in Hitlers engstem Kreis. Zusammen mit Gitta Serenys
Biografie Albert Speer. Sein Ringen mit der Wahrheit (2001) vermittelt es einen
Einblick in diese umstrittene Schlüsselfigur der Nazis.
Westberlin
In Westberlin bemühten sich die Stadtplaner, jeglichen Anschein von Monumentalis-
mus auszulöschen und die Stadt modern aufzubauen. Ihr Gegenentwurf zur Karl-Marx-
Allee war das Hansaviertel, ein freiräumiges, begrüntes Viertel aus Mehr- und Ein-
familienhäusern nordwestlich des Tiergartens, das zwischen 1954 und 1957 entstand.
Beteiligt waren Spitzenarchitekten wie Gropius, Luciano Baldessari, Alvar Aalto und
Le Corbusier, die ein Modell für andere Wohnviertel schaffen sollten. Heute sieht das
Viertel zwar etwas altbacken aus, aber in den 1950er-Jahren galt es als Gipfel architek-
tonischer Vision. Noch heute ist es ein begehrtes und teures Stadtviertel.
In den 1960er-Jahren entstand ein großes Bauensemble: das Kulturforum, ein Kom-
plex aus Museen und Konzerthäusern, das von Hans Scharoun entworfen wurde. Seine
Berliner Philharmonie, das erste Gebäude, das 1963 vollendet wurde, gilt als Meister-
werk der plastischen Moderne. Herausragend unter den Museen ist Mies van der Rohes
tempelartige Neue Nationalgalerie. Der wuchtige Glas- und Stahlwürfel auf einem
Granitpodest besitzt ein Stahlrippendach, das schwerelos zu schweben scheint.
Auch im Westen gab es Wohnungsnot, die in seltener Einigkeit mit dem Osten durch
den Bau von Großwohnsiedlungen angegangen wurden. Die von Walter Gropius ent-
worfene „Großsiedlung Berlin-Buckow“ im südlichen Neukölln (nach seinem Tod in
Gropiusstadt umbenannt) und das Märkische Viertel in Reinickendorf im Nordwesten
Berlins sind zwei solcher Megavorstädte, die Zehntausende schnell mit einer billigen
Unterkunft versorgten.
In den 1920er-Jahren war Adolf Hitlers Stiefbruder Alois ein Kellner im
Weinhaus Huth, dem einzigen Gebäude auf dem Potsdamer Platz, das
den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatte. In der Zeit des
 
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