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DER PINSELHEINRICH
Der 1858 in Radeburg bei Dresden geborene Heinrich Zille zog als Kind mit seiner
Familie nach Berlin. Der gelernte Lithograf wurde zum ersten prominenten Künst-
ler, der die soziale Entwicklung Berlins in der Frühzeit der Moderne einfing. Sein
unverkennbarer Stil stellte den Alltag und reale Menschen dar, oft in den trostlosen
Hinterhöfen, in denen sich ein Großteil ihres Lebens abspielte. Schon zu Lebzeiten
galt Zille als einer der maßgeblichen Dokumentare seiner Zeit, und seit seinem Tod
1929 wird auch sein umfassendes fotografisches Werk als wertvolles historisches
Material betrachtet.
1903 wurde Zille in der Berliner Sezession aufgenommen, auch wenn er sich nicht
als eigentlicher „Künstler“ empfand, sondern mehr als fleißiger Illustrator. Bei
seinem Tod erwiesen Tausende Berliner jenem Mann die letzte Ehre, der ihr täg-
liches Leben mit scharfem Humor und unsentimentaler Ehrlichkeit aufgezeichnet
hatte. Das Zille Museum im Nikolaiviertel ist seinem Leben und Werk gewidmet.
Berliner Dada
Dada war eine avantgardistische Kunstbewegung, die sich 1916 in Zürich als Reaktion
auf die Schrecken des Ersten Weltkriegs bildete. 1918 hatte sie sich mithilfe von
Richard Huelsenbeck nach Berlin ausgebreitet. Huelsenbeck veranstaltete im Februar
das erste Dada-Event in einer Galerie und schrieb später das erste deutsche Da-
daistische Manifest. Gründungsmitglieder waren u. a. George Grosz, der Erfinder der
Fotomontage John Heartfield und Hannah Höch. Marcel Duchamp, Kurt Schwitters
und Hans Arp versuchten sich neben vielen anderen ebenfalls an Dada.
Dada wandte sich kompromisslos von herkömmlichen Konventionen ab und folgte
einem irrationalen, satirischen und oft absurden Denkansatz, der nicht nur in der
bildenden Kunst, sondern auch in Theater, Tanz und Literatur einen Ausdruck fand.
Die Dadaisten arbeiteten mit Collagen und Montagen und betrachteten Zufall und
Spontaneität als wesentliche Elemente des künstlerischen Prozesses. Besonders in Ber-
lin gab es oft politische Zwischentöne und eine Neigung zu schockierenden und pro-
vozierenden Auftritten. So hing auf der Ersten Internationalen Dada-Messe 1920 die
Puppe eines deutschen Offiziers mit einem Schweinskopf von der Decke.
Einige Theaterstücke von Gerhart Hauptmann waren so provokativ,
dass etliche seiner Premieren mit Krawallen endeten. Eine Inszenierung
 
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