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die Islas Malvinas. Zehn Wochen spä-
ter ist der Krieg gegen England ver-
loren. Davon erholt sich die Militärre-
gierung nicht.
Kein Schlusspunkt
für Militärverbrechen
Demokratisierung
und Ausverkauf
Der Weg für demokratische Wahlen
wird geebnet. Raúl Alfonsín wird zum
Präsidenten gewählt und übernimmt
am 10. Dezember 1983 das Amt. Un-
ter der Regierung von Carlos Menem
wird 1989 der argentinische Peso an
den Dollar gekoppelt, um die Inflation
in den Griff zu bekommen. Die staatli-
chen Besitztümer werden privatisiert
und wieder einmal wird viel in die ei-
genen Taschen umverteilt.
Lange Zeit haben Amnestiegeset-
ze und Gnadenerlasse die argen-
tinischen Militärs geschützt. Nach
anfänglicher Strafverfolgung hatte
Präsident Raúl Alfonsín 1986 und
1987 das „Befehlsnotstandsgesetz“
und das „Ley de Punto Final“, das
„Schlusspunktgesetz“, verabschie-
det, die eine gerichtliche Verfol-
gung von Verbrechen der Diktatur
verhinderten. Daraufhin begnadig-
te Präsident Carlos Menem 1990 den
fünf Jahre zuvor verurteilten Ex-Dik-
tator Videla.
2005 wurden die Gesetze un-
ter der Präsidentschaft von Néstor
Kirchner aufgehoben und vom neu
besetzten Obersten Gerichtshof für
verfassungs- und völkerrechtswid-
rig erklärt. Seither laufen neue Ver-
fahren. Doch der Einfluss der Mili-
tärs reicht immer noch weit: 2006
„verschwand“ Jorge Julio López, ein
Schlüsselzeuge des ersten Prozesses.
Trotzdem geht die Aufarbeitung der
Verbrechen weiter. Das wohl wich-
tigste Urteil wurde 2010 gefällt: Das
Bundesgericht der Stadt Córdoba
verhängte gegen den 85-jährigen Ex-
Diktator Videla eine lebenslange Ge-
fängnisstrafe. 2012 kam eine Ver-
urteilung zu 50 Jahren Haft wegen
systematischen Kindesraubs (s. S. 61)
hinzu. Videla starb 2013 im Gefäng-
nis von Marco Paz. Mit seinem Tod
ist das Kapitel Militärdiktatur jedoch
nicht abgeschlossen: Bis Ende 2014
läuft der dritte Prozess, die „Mega-
causa ESMA“, gegen 67 Angeklagte,
die für Folter und Mord an 789 Op-
fern verantwortlich sein sollen.
Staatsbankrott
und Wiederauferstehung
1999 übernimmt Fernando de la Rua
das Präsidentenamt, die seit 1998
zunehmende Wirtschaftskrise aber
bekommt er nicht in den Griff. Sie
gipfelt zur Jahreswende 2001/2002
im Staatsbankrott. Innerhalb einer
Woche geben sich mehrere Präsiden-
ten im Eiltempo den Staffelstab in die
Hand. Die Bankguthaben der Bürger
werden eingefroren, Banken sind ge-
schlossen, aufgebrachte Menschen-
mengen überfluten die Stadt. Edu-
ardo Duhalde versucht, die Krise zu
verwalten und entkoppelt den argen-
tinischen Peso vom Dollar, woraufhin
die Währung zusammenbricht.
Die Reichen haben ihr Geld schon
vorher durch Transaktionen oder mit
Koffern außer Landes gebracht. Leid-
tragende sind die Menschen der Mit-
telschicht, die einen Großteil ihrer Er-
sparnisse verlieren, viele von ihnen
verarmen. Doch das Land rappelt sich
unvermutet schnell wieder auf. Getra-
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