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Italien und Spanien, Osteuropa und
Deutschland. Um die Jahrhundert-
wende wandelt sich das Antlitz von
Buenos Aires vollständig und es ent-
wickelt sich von einem verstaubten
Kolonialstädtchen zu einer mondä-
nen Großstadt mit Cafés und Thea-
tern, gepflasterten Straßen und Ge-
bäuden im französischen Stil. Das
Land erlebt einen enormen wirt-
schaftlichen Aufschwung. Während
der Erste Weltkrieg Europa in Schutt
und Asche legt, ist Argentinien eines
der zehn reichsten Länder der Erde
- bis die Weltwirtschaftskrise 1929
auch Argentinien mitreißt.
terdrückten Arbeitern, den von Evita
(s. S. 101) so liebevoll umworbenen
descamisados („Hemdlosen“), sozi-
ale Gerechtigkeit mittels Lohnerhö-
hungen und Schutz vor Entlassungen
verschaffen soll. Gleichzeitig regiert
Perón mit harter militärischer Hand.
Die Märchenzeit des Bilderbuchherr-
scherpaares nimmt ein jähes Ende,
als Evita 1952 stirbt. Die Macht
Peróns gerät ins Wanken und 1955
muss er fliehen.
Die Zeit der Gewalt
18 Jahre später kehrt Perón mit einer
neuen Frau an seiner Seite zurück:
Isabelita. Die beiden gewinnen 1973
die Wahlen, die Perón allerdings nicht
lange überlebt. Unter der Präsident-
schaft von Isabelita gleitet das Land
in die Gewalt ab. 1975 wird sie ins
Exil geschickt und der Ausnahmezu-
stand ausgerufen. Unter Jorge Rafael
Videla übernimmt das Militär am 24.
März 1976 die Macht.
Der Militärputsch
Am 6. September 1930 übernimmt
die Armee unter Führung von José
Felix Uriburu die Macht in Argentini-
en. Damit wird die „infame Dekade“
eingeläutet, in der die Macht durch
Wahlbetrug gesichert wird und die
Oligarchie schaltet und waltet wie
in vergangenen Kolonialzeiten, wäh-
rend die Arbeiter für wenig Geld viel
schuften müssen, ohne politischen
Einfluss zu besitzen. Diese Zustän-
de bereiten den Boden für eines der
schillerndsten Herrscherpaare der
Welt: Juan Domingo Perón und sei-
ne Evita.
Die Verschwundenen
Es folgt eine Zeit der Schreckensherr-
schaft. Jeglicher Widerstand, jegliche
Kritik, ja jeglicher Verdacht auf Oppo-
sition wird mit diabolischen Mitteln
bekämpft: 30.000 Menschen schei-
nen wie vom Erdboden verschwun-
den. Sie werden in Folterlagern
(s. S. 41) verhört und umgebracht.
Mit den ersten Verhaftungswellen be-
ginnen die Mütter der Verschwunde-
nen, die Madres de la Plaza de Mayo
(s. S. 61), zu protestieren. Wirtschaft-
lich geht es nach einer Phase der Sta-
bilität wieder bergab. Um die Bevöl-
kerung bei Laune zu halten, besetzt
das argentinische Militär am 2. April
1982 die von den Engländern 150
Jahre zuvor stibitzten Falklandinseln,
Evita
Juan Perón stürmt im Eilschritt die
militärische Hierarchie und wirkt am
Staatsstreich von 1943 mit. Beein-
flusst von Mussolini und Hitler be-
ginnt er, sich als Arbeitsminister der
neuen Junta die Unterstützung der
unteren Schichten zu sichern. Am 24.
Februar 1946 wird er zum Präsiden-
ten gewählt. Seine Innenpolitik ist ge-
prägt vom Justizialismus, der den un-
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